Exkurs: Das Herz

Mit „Herz“ begegnen wir dem wichtigsten anthropologischen Begriff des Alten Testaments. Er umschließt einen körperlichen, einen seelischen und einen geistlichen Aspekt.
Als Nabal von seiner Frau das ganze Ausmaß des möglichen Unglücks erfährt, das Abigajil gerade noch abgewendet hat, da „erstarb sein Herz“ und „er wurde wie ein Stein“ (1Samuel 25,37). Das Ersterben des Herzens führte zu einer Lähmung, nicht zum Tod (1Samuel 25,38). Das „Herz“ kontrolliert in der Bibel die Körperfunktionen. Deshalb macht ein „fröhliches Herz“ das „Gesicht heiter“ (Sprüche 15,13) oder steuert ein nachdenkliches Herz die Zunge (Sprüche 15,28).
Im seelischen Aspekt des „Herzens“ fließen Intellekt, Sensibilität und Willen zusammen. Mit dem Herzen kann „Kummer“ (Sprüche 12,25; 14,10), „Gelassenheit“ (Sprüche 14,30) und Freude (Sprüche 15,15) empfunden werden, aber gleichzeitig ist es der Sitz des Denkens und Reflektierens. Weisheit kann ins Herz einziehen (Sprüche 2,10) und Unverstand ist wörtlich ein „Mangel an Herz“ (Sprüche 10,21). Im Herzen werden - da die Funktion des Gehirns den Menschen des Altertums unbekannt war - Entscheidungen gefällt und Handlungen vorbereitet. Das Herz kann „Böses schmieden“ (Sprüche 6,18) und den Lebensweg planen (Sprüche 16,9).
Auf der geistlichen Seite ist es das Herz, das Gott vertraut (Sprüche 3,5) und sich nicht von der Schönheit einer Ehebrecherin gefangen nehmen lassen soll (Sprüche 6,25). Wenn es seinen Eifer in die richtigen Bahnen lenkt und Erkenntnis (Sprüche 15,14) statt Vergeltung (Sprüche 23,17) sucht, wird es weise (Sprüche 14,33) und verliert seine Boshaftigkeit (Sprüche 26,23). Die Einstellung meines Herzens ist alles entscheidend. Ein böses Herz motiviert zu bösen Taten und ein reines Herz zur Liebe. Wer sein Herz „verhärtet“ (Sprüche 28,14) und für Gottes Gebote unsensibel macht, rennt in sein Verderben.
Weil das „Herz“ das Zentrum des emotionalen, intellektuellen, religiösen und moralischen Handelns eines Menschen ist, muss es als kostbarstes Gut mehr behütet werden als irgendetwas sonst (Sprüche 4,23).