2,1
Auf meine Warte will ich treten und auf den Turm mich stellen, und will spähen, um zu sehen, was er mit mir reden wird, und was ich erwidern soll auf meine Zurechtweisung.
Habakuk geht davon aus, dass Gott reden wird und erwartet von ihm eine Zurechtweisung. Auf beides bereitet er sich vor.
Es spielt keine Rolle, ob Habakuk die Begriffe Warte und Turm nur bildhaft für seine gespannte Erwartungshaltung gebraucht oder ob er tatsächlich bestimmte Örtlichkeiten besuchte, um Gott zu begegnen. Er bringt jedenfalls damit zum Ausdruck, dass er auf Gottes Offenbarung hofft. Der Prophet hat ein „Wächteramt“; er gibt sich nicht eigenen Spekulationen hin, sondern wartet auf Gottes Reden.
Und während er wartet, ist Habakuk nicht passiv. Er bereitet eine Erwiderung auf seine göttliche Zurechtweisung vor. Zuerst mag dieser Gedanke komisch erscheinen, aber die Gläubigen des Alten Testaments sahen sich aufgrund ihrer Gerechtigkeit1) befugt, mit Gott zu streiten. Sie sind keine Fatalisten, sondern sie ringen um Verständnis. Und ihr Verstehen ist das Ergebnis eines leidenschaftlichen, intensiven Dialogs mit ihrem Schöpfer (vgl. Hiob 13,3 „… und vor Gott will ich mich verteidigen.“). Ihr Gott ist souverän, aber nicht fern; er ist allmächtig, aber nicht eigenbrötlerisch; er ist allwissend, aber er lässt ehrlichen Widerspruch zu und sucht das Herz seiner Propheten2).
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