Der Tod von Judas Iskariot

Welchen Tod stirbt Judas Iskariot? Erkläre die scheinbare Diskrepanz zu Apostelgeschichte 1,18.

Vorbemerkung: Wir wissen ganz wenig über das Schicksal von Judas. Zwei Texte finden sich dazu im Neuen Testament.

Matthäus 27,5-8: Und er warf die Silberlinge in den Tempel und machte sich davon und ging hin und erhängte sich. 6 Die Hohen Priester aber nahmen die Silberlinge und sprachen: Es ist nicht erlaubt, sie in den Tempelschatz zu werfen, weil es Blutgeld ist.7 Sie hielten aber Rat und kauften dafür den Acker des Töpfers zum Begräbnis für die Fremden. 8 Deswegen ist jener Acker Blutacker genannt worden bis auf den heutigen Tag.

Apostelgeschichte 1,18: Dieser nun hat zwar von dem Lohn der Ungerechtigkeit einen Acker erworben, ist aber kopfüber gestürzt, mitten entzweigeborsten, und alle seine Eingeweide sind ausgeschüttet worden. 19 Und es ist allen Bewohnern von Jerusalem bekannt geworden, sodass jener Acker in ihrer eigenen Mundart Hakeldamach, das ist Blutacker, genannt worden ist.

Was ist klar. 1) Judas hat sich erhängt. 2) Im Gedächtnis von Petrus (und wahrscheinlich der Jerusalemer Bevölkerung) ist Judas ein aufgeplatzter Leichnam. Die einfachste Erklärung, um diese beiden Sachverhalte zusammen zu bekommen geht so:

aus: https://www.evangeliums.net/fragen/frage_judas_tod_-_ein_widerspruch_in_der_bibel.html (Stand: 2.2.2023)

„Zur damaligen Zeit des Tempeldienstes gab es eine Vorschrift, die besagte: Wenn jemand während der hohen Feste Israels in Jerusalem unter diesen Umständen zu Tode kam, sollte dessen Leichnam sofort entfernt werden, indem er über die Mauer geworfen werden sollte. (Siehe: Arnold Fruchtenbaum, Messianic Christology – A Study of Old Testament Prophecy, Ariel Ministries 1998, S. 153-154)

Nun hatte mit dem Passahfest eines der wichtigsten Feste überhaupt begonnen. Jerusalem, die heilige Stadt, wie sie in Matthäus 27,53 genannt wird, durfte nichts Unreines dulden. Es heisst wörtlich in Johannes 11,55: «Es war aber das Passah der Juden nahe. Und viele aus dem ganzen Land gingen vor dem Passah nach Jerusalem hinauf, um sich zu reinigen.» Da die Priester die Lämmer zeremoniell zu schlachten hatten, mussten sie kultisch rein sein und deswegen war alles Unreine so schnell wie möglich zu entfernen; besonders Leichname, da man durch Berührung eines Toten für sieben Tage unrein war (4.Mo 19,11). Wer also durch solch einen Kontakt verunreinigt war, konnte nicht mehr teilnehmen an dem hochheiligen Passahfest und die lange Reise nach Jerusalem war umsonst gewesen.

Man warf den Leichnam sogleich über die Stadtmauer. Allerdings war es nur gestattet, den Toten in Richtung Ben Hinnomtal, wo der Unrat gesammelt wurde, zu entfernen. Apostelgeschichte 1,18 sagt wörtlich, jemanden «kopfüber machen», also runterwerfen. Damals bedeutete dies einen Fall aus 40 Meter Höhe. Jerusalem war bekannt für seine hohen Mauern.

Erst nach Abschluss der zeremoniellen Feierlichkeiten wurden die sterblichen Überreste aufgelesen und nach jüdischer Tradition beerdigt. Nun hatte sich Judas zu Beginn dieses hohen Festes in Jerusalem erhängt. Sein Leichnam wurde sofort entfernt, indem man ihn in dieses Tal hinabstürzte. Dabei ist sein Leib zerrissen, wie Petrus es so deutlich schildert.“

Fazit: Judas hat sich erhängt. Er wird irgendwann, vielleicht kurz nach Beginn der Feierlichkeiten, gefunden und über die Stadtmauer „entsorgt“ (kopfüber gestürzt). Hat die Leichenstarre schon eingesetzt, ist leicht zu erklären, warum der Leichnam beim Aufprall entzwei geborsten ist. Und wenn wir uns vorstellen, was beim Tod Jesu an Zeichen passierte (Erdbeben, Dunkelheit, Totenauferstehung), dann kann man sich gut vorstellen, dass der Tod des Verräters in der Stadt schnell die Runde machte und viele Menschen sich den toten Verräter anschauten. Das umso mehr als ja nach dem Sabbat die Stadttore wieder geöffnet wurden und man sich den Leichnam aus der Nähe ansehen konnte, um sicher zu stellen, dass es sich auch wirklich um den Jesus-Jünger handelte. Und wir müssen auch nicht denken, dass Judas sofort entfernt wurde. Dafür gab es keinen Grund.

Siehe auch: https://bibelbund.de/2014/12/das-ende-des-judas/ (Stand 2.2.2023)

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