Markus 13,32: Warum weiß Jesus nicht, wann er wiederkommen wird, wenn er doch Gott ist? Wo bleibt hier seine Allwissenheit?

Hier stoßen wir an zwei Geheimnisse: Das der Dreieinigkeit und das der Jesus-Gott-Mensch-Dualität. Wie Licht je nach Versuchsaufbau als Welle oder als Teilchen „funktioniert“ und von klugen Physikern nur beschrieben, aber nicht erklärt werden kann, so ergeht es uns auch bei Jesus. Aus der menschlichen Gott-Sohn-Perspektive betrachtet, weiß Jesus nicht, wann das zweite Kommen des Christus geschehen wird. Es ist ein einseitiger Blick auf sein Wesen aus einer irdischen Gott-Sohn-Perspektive, um zu betonen, dass niemand die Zeit erraten oder bestimmen kann, weil hier innerhalb der Dreieinigkeit ein Gott-Vater-Monopol vorliegt.

Jesus ist tatsächlich ganz Mensch, wird müde und hungrig, ohne durch diese körperlichen Grenzen seine Göttlichkeit aufzugeben.

Obwohl solche Stellen schwierig sind, bin ich für sie sehr dankbar, weil sie mir etwas von dem Geheimnis zeigen, das sich um die Person meines Herrn rankt. Ein Gott, den ich denken kann, der mir logisch erscheint, mit dem ich keine intellektuellen Schwierigkeiten habe, kann kein „Gott“ sein, sondern wird wahrscheinlich eine auf der Basis menschlichen Denkens geschaffene Erfindung sein (z.B. Zeus, der Über-Frauenverführer). Erst ein „Gott“, der meine Denkgrenzen sprengt und mir „zu wunderbar“ ist, dem kann ich abnehmen, dass er tatsächlich aus einer anderen Dimension stammt. Solch ein Gott schert sich nicht einmal um meine Vorstellung von Allwissenheit! Solch ein Gott kann es sich erlauben schwach zu werden, weil für den Schöpfer aller Dinge Stärke und Macht kein Thema sind. Solch ein Gott macht es mir schwer ihn zu fassen, aber leicht, ihm zu glauben, dass er wirklich „anders“ ist - eben „göttlich“.

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