Hebräer 6,6: Was bedeutet hier der Begriff „abgewendet“?

Das Verb parapipto kommt nur hier im NT vor. Außerhalb des NT bedeutet es so viel wie sich verlaufen, verloren gehen oder einen Fehler machen. In der LXX wird es für schwere Sünde (Hesekiel 22,4, Blutvergießen; Hesekiel 18,24 Unrecht tut, nach all den Gräueln, die der Gottlose verübt hat; ) und besonders für Untreue gegen den Bund mit Gott (Hesekiel 14,13 Untreue begeht; 15,8; 20,27) verwendet. Der Begriff steht parallel zu der Formulierung aus Hebräer 3,12: im Abfall vom lebendigen Gott. Das dazugehörige Nomen paraptoma wird meist mit Sünde, Vergehen, Übertretung… übersetzt (Matthäus 6,14.15; 18,35; Markus 11,25.26; Römer 5,15.16.18.20; 2Korinther 5,19; Galater 6,1…). Interessanter Weise wird in Römer 11,11.12 jeweils mit Fall übersetzt. Dort geht es um das Volk Israel, das durch Unglauben von Gott abgefallen ist. Mein Problem mit der Übersetzung abfallen besteht darin, dass ein Abfall (Apostasie) eine Beziehung zu Gott und eigentlich eine echte Bekehrung voraussetzt. Und genau die wird m.E. in Hebräer 6 gerade nicht vorausgesetzt! Der Abfall Israels ist in Römer 11 weniger ein Abfall, sondern mehr ein Danebentreten. Sie nehmen das Angebot des Gottes, der ihnen seinen Neuen Bund anbietet nicht an. Und das, obwohl sie alles wissen können, Zeichen, Wunder, Predigten und den Heiligen Geist erlebt haben. Äußerlich treffen wir immer wieder auf Juden (und im Hebräerbrief auf Pseudo-Judenchristen), die ihrem Zeugnis nach „glauben“ (Johannes 2,23; 8,30-33.59!), aber Jesus hält ihren Glauben nicht für echt. Sie legen ein Bekenntnis für Jesus ab, aber sie wollen ihm nicht nachfolgen und Jesus lässt sich – auch wenn sie ihn Herr nennen (vgl. Matthäus 7,23) – nicht auf eine Beziehung ein. Sie entscheiden sich für die Sünde der Untreue, weil in ihnen ein böses Herz des Unglaubens (Hebräer 3,12) ist.

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