Warum dürfen jüdische Gläubige nicht uns unserem Altar essen? Der Grund liegt in den Regularien für den großen Versöhnungstag (3Mose 16,27: Und den jungen Stier und den Bock vom Sündopfer, deren Blut in das Heiligtum zur Entsühnung gebracht wurde, soll man hinausschaffen vor das Lager und mit Feuer verbrennen samt Fell, Fleisch und Kot.) Von diesem Opfer wurde alles verbrannt. Nichts davon wurde – im Gegensatz zu anderen Opfern – gegessen. Es ist aber gerade dieses Opfer, das für das Sterben Jesu am Kreuz steht! Niemand hatte das Recht im Alten Bund, dieses Opfer als für seine persönlich erfahrbare Gottesbegegnung zu instrumentalisieren! Wenn man also zurück zum Judentum will und Jesus (gleichzeitig?) als Erfüllung des großen Versöhnungstages sehen will, dann ergibt sich das Problem, dass ich als (zurückgekehrter) Jude kein Recht habe, aus dem Opfer des großen Versöhnungstages für mich erlebte Beziehung zu Gott abzuleiten. Der große Versöhnungstag hält keine Gemeinschaftserfahrung für Juden bereit. Aber sehr wohl gilt das für Christen! Wo aus dem Schatten des Großen Versöhnungstages die Wirklichkeit von Golgatha (mit einem himmlischen Altar?) wurde, ist es für uns möglich, an diesem „Altar“ mit Gott Gemeinschaft zu haben, also davon zu „essen“. Jesus benutzt das Bild vom Essen und Trinken, um die innige Gemeinschaft mit ihm, die durch Glauben gestiftet wird, zum Ausdruck zu bringen (Johannes 6,52-57). Der Gläubige isst und trinkt vom Golgatha-Altar, hat Anteil am Opfer und findet Gemeinschaft mit Gott.
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