Galater 4,3: Was sind „Prinzipien der Welt“?

Im biblischen Kontext (LXX, NT) und bei den apostolischen Vätern (sowie Philo, Josephus und weitere Autoren zur Zeit des Paulus) bezeichnet der Begriff die Grundbestandteile des Universums (Luft, Erde, Feuer, Wasser). Darüber hinaus kann er für essentielle Prinzipien (Hebräer 5,12: Anfangsgründe = Elemente des Anfangs der Aussprüche Gottes sind) oder für geistliche Wesen (eigentlich erst post-NT Gebrauch! Aber starker kontextueller Bezug in Galater 4,8.9: Damals jedoch, als ihr Gott nicht kanntet, dientet ihr denen, die von Natur nicht Götter sind; jetzt aber habt ihr Gott erkannt - vielmehr seid ihr von Gott erkannt worden. Wie wendet ihr euch wieder zu den schwachen und armseligen Elementen zurück, denen ihr wieder von neuem dienen wollt?) stehen. Wichtig zu wissen: Hinter den Elementen der Welt (Feuer, Wasser, Luft, Erde… oder den daraus zusammengesetzten Himmelskörpern…) wurden in der Antike Götter und Geister vermutet.

Philo, Über den Dekalog, 53: Es vergöttern nämlich die einen die vier Elemente, Erde, Wasser, Luft und Feuer, andere die Sonne, den Mond und die anderen Gestirne, Planeten und Fixsterne, andere wieder nur den Himmel, andere endlich das ganze Weltall. Den Höchsten und Vorzüglichsten aber, den Schöpfer, den Regierer des Grossstaates, den Führer des unbezwinglichen Heeres, den Steuermann, der beständig das Ganze zum Heile lenkt, verdunkeln sie, indem sie jenen (vermeintlichen Göttern) falsche Namen geben, die einen diese, die anderen jene (… und dann folgen Beispiele) https://de.wikisource.org/wiki/Ueber_den_Dekalog/Text#cite_note-13

Wer nicht Christ ist, der kann nur den Geistern dienen, die in seiner Umgebung angebetet werden (oder als Jude unter dem Gesetz leben). Die Enge Verbindung mit Galater 4,4.5 (damit er die loskaufte, die unter dem Gesetz waren, damit wir die Sohnschaft empfingen.) legt eine innere Gemeinsamkeit aus den Elementen der Welt und dem Gesetz nahe! In beiden Fällen leben religiöse Menschen unter einem Element der Versklavung, das Befehle geben, aber nicht erretten kann. Bei den heidnischen Göttern war das jedem Juden klar. Weniger klar war es ihm, dass das mosaische Gesetz – obwohl in sich natürlich nicht heidnisch oder dem Elemente-Götzendienst auf irgendeine Weise verpflichtet – im Blick auf den Erwerb der Sohnschaft in dieselbe Kategorie gehört. Paulus baut mit weniger derben Worten einen ähnlichen Vergleich in Römer 7 auf. Dasselbe Gesetz, das heilig, gerecht und gut ist, kann in der Praxis nur dazu dienen, Sünde aufzustacheln, aber nicht vor ihr erretten.

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