Bei Gemeindezucht geht es immer zuerst darum, dass ein sündigendes Gemeindeglied das an Intervention erfährt, was es braucht, um von seiner Sünde umzukehren. Es geht also nie nur darum, dass wir einen Ablaufplan für einen Ausschluss aus der Gemeinde abarbeiten und Formalien erfüllen. Es geht immer darum, die Gemeinde vor Ansteckung und den Betroffenen vor den schädlichen Auswirkungen seiner Sünde zu schützen.

Deshalb verwundert es nicht, dass es sehr unterschiedliche Herangehensweisen an Sünde geben kann. Matthäus 18 beschreibt den klassischen Weg. Ein Sünder wird unter vier Augen konfrontiert, bekommt dann noch Zeugen präsentiert und wird bei Unbußfertigkeit von der Gemeinde gemaßregelt (Ausschluss). In 2Thessalonicher 3 liegt nicht direkt eine Sünde vor, sondern das, was Paulus „Unordentlichkeit“ nennt. Vielleicht ist die Trennung zwischen „Sünde“ und „Unordentlichkeit“ etwas willkürlich, aber es geht bei „Unordentlichkeit“ hier um eine falsche Einstellung zum Leben, die sich in einem falschen Umgang mit der Gesellschaft widerspiegelt. Und im Blick auf Leute, die nicht arbeiten wollen und sich in der Gemeinde durchschnorren reicht es völlig, wenn man ihnen einfach nichts gibt. „Wenn jemand nicht arbeiten will, soll er auch nicht essen.“ (2Thessalonicher 3,10) Es reicht dann völlig, wenn man solche Leute „bezeichnet“ (2Thessalonicher 3,14). Damit ist gemeint, dass man in der Gemeinde ansagt, dass es sich bei ihnen um Schnorrer handelt, denen man nichts geben soll. Und daran merkt man, dass nicht jede Sünde in der Gemeinde gleich behandelt wird. Nicht jede Sünde ist so, dass sie zum Ausschluss führen muss. Es gibt den Bereich der Unordentlichkeit, wo Geschwister mehr sich selbst schaden als anderen und wo es deshalb reicht, dass man sie als Gemeinde durch eine öffentliche Beschämung (Bezeichnung) erzieht.

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