Erkläre 1Korinther 1,10!

Erkläre 1Korinther 1,10! Wie weit geht die Eins-Macherei? Bleibt da nicht die Individualität des Gläubigen auf der Strecke?

„Sprecht alle mit einer Stimme“ oder „einmütig reden“ bedeutet, „dass ihr euch alle auf dieselbe Seite stellt“. Der Begriff stammt aus der Politik, wo er politische Gruppen bezeichnet, in denen es keine Splittergruppen gibt, oder das Verhältnis von Staaten bezeichnet, die miteinander freundliche Beziehungen pflegen. Dabei ist die hier beschriebene Einheit nicht die Folge von Uniformität. Die Harmonie eines Musikstücks entsteht nicht dadurch, dass alle denselben Ton spielen, alle arbeiten gemeinsam am selben Stück. Die Grundlage des Evangeliums und der Bibel verbindet die Gläubigen und sie arbeiten gemeinsam am Reich Gottes. „Lasst keine Spaltungen unter euch sein!“ Das Wort „Spaltungen“ bezeichnet nicht den Prozess, der zur Bildung von separaten, sich feindlich gegenüberstehenden, geschlossenen „Parteien“ führt, sondern den Prozess, der zur Meinungspluralität innerhalb einer Gruppe führt. Die Korinther waren weiterhin eine Gruppe von Gläubigen, aber sie hatten ganz unterschiedliche Meinungen über bestimmte Leiter und dieses unterschiedliche Denken führte zu Streitigkeiten (1Kor 1,11) und Eifersucht (1Kor 3,3). „Haltet in derselben Gesinnung und Überzeugung zusammen!“: Gesinnung = „die christliche Art zu denken“ Der Begriff „Überzeugung“oder „Urteil“ entspricht nicht dem deutschen Gebrauch des Begriffs als einer persönlichen Einschätzung einer Sache, die für andere keine Bedeutung hat. Paulus geht es dann darum, dass sie dieselbe Art zu denken annehmen und zu demselben Urteil in der Sache kommen. Die Gläubigen sind sich zum Beispiel eins bei der Beurteilung einer falschen Lehre. „Zusammenhalten, zusammenfügen“: Das Wort wird in Mt 4,21; Mk 1,19 für das Flicken von Netzen verwendet. Im übertragenen Sinn muss das Netz der Gemeinde in Korinth geflickt werden. Zwischen den Knoten sind die Fäden gerissen. Paulus will, dass sie wieder als Team funktionieren. Die Korinther sollten in wichtigen Fragen (Chaos im Gottesdienst, Hurerei, Umgang mit grober Sünde, Parteilichkeit in Bezug auf Apostel, unterschiedliche Auffassungen zur Auferstehung usw.) Einheit anstreben, aber diese grundsätzliche Ausrichtung auf das Evangelium schließt natürlich nicht aus, dass jeder einzelne Christ in nebensächlichen Fragen eine eigene, dem geistlichen Stand und der persönlichen Biografie entsprechende Meinung besitzt.

Zurück zu den Fragen (1Korinther)
Zurück zu Fette Beute, Woche 28 - Tag 1