1Korinther 13,10: Was ist das „Ganze“ oder "Vollkommene" und was wird „beseitigt“?

1. Es geht um Reife bei den Korinthern. Wenn sie reif geworden sind, weil sie die Bedeutung der Liebe verstanden haben werden sie ihre kindische Vorliebe für außergewöhnliche Gaben aufhören lassen. Problem: Vers 12 weist weit über unsere Zeit hinaus. Es geht trotz des Bildes vom Kind in Vers 11 nicht um die Reife des Gläubigen, sondern um die Unvollkommenheit der Gaben („erkennen stückweise“…).
2. Das Vollkommene ist das NT. Mit seiner Vollendung braucht man die stückweisen Offenbarungen durch Gaben nicht mehr. Problem: Wie kann Paulus, der von der Vollendung eines Kanons nichts wusste, so gegenüber den Korinthern argumentieren? Außerdem ist es zweifelhaft, ob wir wirklich glauben, dass beide – Erkenntnis und Weissagung – weggetan sind. Man gewinnt doch den Eindruck, dass hier mehr um der Weissagung willen argumentiert wird. Um diese Auslegung zu „fahren“ muss man aus Erkenntnis immer übernatürliche Erkenntnis machen. Und auch auf die zu verzichten fällt mir aus praktischer Erfahrung heraus sehr schwer.
3. Das Vollkommene ist die Kirche in ihrer Gesamtheit mit einer geordneten klerikalen Struktur. Problem: Wie unter „2“.
4. Das Vollkommene ist die Vollendung des Zeitalters, wenn wir „von Angesicht zu Angesicht“ erkennen. Das Vollkommene bezieht sich auf die Qualität der Gabe. Ich erkenne jetzt stückweise (und das reicht auch für die Gemeinde), dann aber „werde ich erkennen, wie auch ich erkannt worden bin“ (1Kor 13,12b). Manche Erfahrungen im Heute, sind nur ein Vorgeschmack auf das Kommende. Sie sind gut und wichtig, aber nicht alles. Das Ende als solches ist nicht das Vollkommene, sondern das Vollkommene ist, was am Ende geschieht, wenn das Ziel erreicht ist. Stückweise Erkenntnist geht auf im Erkanntsein.
Vollkommenheit und Reife ist kein Punkt in einem Entwicklungsprozess. Man wächst nicht hinein, sondern sie kommt von Außen. Das Neue kommt nicht aus dem Alten heraus, sondern es ist Gottes kosmischer Akt, der alles ins Licht des Absoluten zerrt und das Relative unnötig macht. Es ist nicht nur das Alte in einer neuen Form, sondern die endgültige Verwirklichung einer neuen Schöpfung.

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