1Mose 37,35: Was ist der „Scheol“?

(Aus Sprüche-Kommentar Band 1) Der Begriff „Scheol“ bezeichnet im Alten Testament ein Spektrum von Sachverhalten, die sich alle um Tod, Grab, das Totenreich und die Nachwelt drehen. Zuerst einmal wird mit „Scheol“ ein Ort bezeichnet, der unter der Erdoberfläche liegt und zu dem die Toten hinab fahren (Hiob 7,9; Hesekiel 31,15.17; 32,27). Personifiziert wird der „Scheol“ deshalb zum Feind, den man fürchten muss, weil er fesselt, Fallen stellt (2Samuel 22,6), hart ist (Hiob 8,6) und niemand seiner Gewalt entkommen kann (Psalm 89,49). Jona vergleicht bildhaft seine Lage im Bauch des Fisches mit dem Scheol (Jona 2,3). Dass der Begriff „Scheol“ aber noch über die Bedeutung „Grab“ hinausgeht, wird an Stellen deutlich, die von der Hoffnung reden, dem Scheol zu entfliehen: Der Einsichtige, geht den „Weg des Lebens“ nach oben, „damit er dem Scheol unten entfliehe“ (Sprüche 15,24). Der Psalmist bekennt (oder hofft), dass Gott ihn aus dem tiefsten Totenreich „errettet“ hat (Psalm 86,13), was sich bei den Söhnen Korachs so anhört: „Gott aber wird meine Seele erlösen von der Gewalt des Scheols; denn er wird mich entrücken“ (Psalm 49,16). Der Scheol hat also nicht das letzte Wort über den, der Gott fürchtet. Das letzte Wort hat Gott (Hosea 13,14). Zusammenfassend kann man sagen: Mit Scheol wird beschrieben, was Menschen empfinden, wenn sie vor einem Grab stehen, in dem ein guter Freund beigesetzt wird. Der Begriff „Scheol“ verwandelt eine Grube von 2x3x3 Metern in den spürbaren Gegensatz zwischen absolutem Totsein und intensiver Lebendigkeit. Wer in den Scheol hinabsteigt ist von der Heilsgeschichte abgeschnitten und nimmt nicht mehr an der gemeinschaftlichen Begegnung mit Gott teil. Von daher ist der „Scheol“ eine ewige Realität, die durch das Grab in Raum und Zeit symbolisiert wird. Der „Scheol“ ist das Ende, er ist ein „Land ohne Wiederkehr“ (Hiob 7,9). Einmal dort angekommen, gibt es nur noch eine Hoffnung, nämlich, dass Gottes Zusage auf mich zutrifft, die er in Hosea 13,14 Hoffnung spendend so formuliert: „Von der Gewalt des Scheols werde ich sie erlösen, vom Tod sie befreien“ (vgl. 1Korinther 15,54.55). Wo das nicht der Fall ist, wird „Scheol“ zum Inbegriff absoluter Verlorenheit, der auch schon einmal mit dem neutestamentlichen Begriff „Hölle“ zusammenfallen kann (vgl. Sprüche 15,24).

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