Thema 112: Warum Menschen ihren Glauben wieder verlieren

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Jüngerschaftskurs 112 Warum Menschen ihren Glauben wieder verlieren (Youtube)

Es gibt eine lange und anhaltende Diskussion darum, ob ein Gläubiger wieder vom Glauben abfallen kann. Daran wollen wir uns hier nicht beteiligen. Vielmehr geht es uns darum auf ein paar Gefahren hinzuweisen, die sich einem dauerhaften Glauben in den Weg stellen.

Warum verlieren Menschen ihren Glauben? Paulus muss es am Ende seines Lebens mit traurigem Herz schreiben, dass Weggefährten „im Hinblick auf den Glauben Schiffbruch erlitten haben“. Ich (Jürgen) bin seit über 20 Jahren Christ und ich kann dasselbe sagen. Eine nicht unbedeutende Menge von Freunden und Weggefährten, Männer wie Frauen, ist „nicht mehr dabei“. Ich will keine Aussage darüber treffen, ob sie die Ewigkeit mit Gott verbringen werden, aber ihr Lebensstil ist weit von dem entfernt, was man „christlich“ nennen würde. Wie ist es dazu gekommen?

Ich versuche anhand von sechs Typen Fehler vorzustellen, die alle dazu führen können, dass ein Christ das Christsein aufgibt:

Der Sprinter: Dieser Typ von Christ ist begeisterungsfähig, bringt sich umfassend in die Gemeinde ein, erlangt durch sein Engagement schnell einen guten Ruf und nimmt sich meistens zu wenig Ruhezeiten. Er wird von vielen als Idealtyp eines Christen angesehen, aber nach 10-15 Jahren, rächt sich das hohe Tempo: Burnout, eine Autoimmunerkrankung, emotionale Erschöpfung meistens in Kombination mit etwas Versuchung und gemeindlicher Desillusionierung führen zum Abbruch der Beziehung mit Gemeinde (und oft auch mit Gott). Gegenmittel: Ruhezeiten und Nüchternheit. Wenn du jung, begabt und leistungsorientiert bist, suche dir einen reifen, alten Christen, der dich ins Gleichgewicht bringt. Christsein ist ein Marathon. Es reicht, wenn du mit 40 ein reifer Christ bist. Du musst es nicht mit 25 sein!

Der mit dem Teufel tanzt: In 1Johannes 2,14 steht über die (geistlichen) jungen Männer, dass sie den Teufel überwunden haben. Es ist eine traurige Tatsache, aber der Teufel braucht nicht viele Hebel im Leben eines Menschen, um ihn auszuschalten. Um genau zu sein: Es genügt ihm eine einzige Schwachstelle, ein Punkt in deinem Leben, den du nicht unters Kreuz gebracht hast. Es kann der geheime Wunsch nach Anerkennung oder eine alte Freundin sein, vielleicht ist es der Zorn auf den Vater oder der unbedingte Wunsch nach einem Ehepartner. Gib dem Teufel den kleinen Finger - nur einen! - und es kostet die Hand und mit ihr dein geistliches Leben. Gegenmittel: Das alte Ich muss sterben und wir müssen wirklich ganz für den Herrn Jesus leben. Nur die Wahrheit der Bibel macht frei! Wenn du merkst, wie du bestimmte Wünsche und Ziele nicht in den Griff bekommst, suche dir ein Team von Betern, die dir in deinem geistlichen Kampf beistehen.

Der SRV-Typ: „SRV“ steht für Sorgen, Reichtum und Vergnügungen des Lebens (vgl. Lukas 8,14). Es gibt bestimmte Dinge im Leben, die sind für das geistliche Leben Gift. Sie sind an sich keine Sünde, aber sie können geistliches Leben überlagern und ersticken. Sie konkurrieren mit dem Wort Gottes um unsere Lebenszeit. Sie sind wie Unkraut, das man andauern ausreißen muss, damit es nicht überhandnimmt. Gegenmittel: Sorgen muss man abgeben (Philipper 4,8), Reichtum darf man nicht suchen, sondern muss ihn richtig investieren (1Timotheus 6,17-19) und Vergnügungen des Lebens dürfen nicht in Sünde oder Götzendienst umschlagen (vgl. Philipper 3,19). Der richtige Umgang mit Sorgen, Reichtum und Vergnügungen des Lebens wird uns ein Leben lang begleiten. Es ist ein jeden Tag aufs Neue geführter Kleinkrieg. Gute Gemeinschaft mit Christen, die uns kennen, kann eine große Hilfe sein.

Der Gemeindeentmutigte: Ganz normale Christen sind ein guter Grund, um den Glauben über Bord zu schmeißen. Das Leben in der Gemeinde - jedenfalls in den meisten Gemeinden - ist nicht von Liebe, Gerechtigkeit, Freude und Friede (Johannes 13,34.35; Römer 14,17), sondern von Lieblosigkeit, Sündhaftigkeit, Muffeligkeit und kleinlichen Streitereien geprägt. Wer sich nicht zu Gott, sondern zur Gemeinde bekehrt, d.h. nicht Gott, sondern menschliche Unterstützung sucht, der wird irgendwann feststellen, dass Gemeinde Gottes eine Seenotrettungsstation ist, aber kein Kurhotel. Gegenmittel: Hänge dich mit deiner Liebe an den Herrn Jesus. Erwarte von der Gemeinschaft der Gläubigen nicht mehr als du selber gibst. Und sei ehrlich! Wirf einen ehrlichen Blick auf deine Macken, bevor du anfängst dein Brüder und Schwestern in der Gemeinde zu richten. Ich verspreche dir: Gemeinde wird dich enttäuschen und verletzen!

Der Denker: Wenn du es liebst, zu denken, dich kultiviert auszudrücken, Argumente nachzuvollziehen und logische Schlüsse zu hinterfragen, dann kann es dir passieren, dass du versucht bist, die zum Teil unreflektierten und offensichtlich falschen Antworten auf Lebensfragen, die dir in der Gemeinde als „biblisch“ verkauft werden, zu schlucken. Aber irgendwann rebelliert dein Intellekt, weil er die Unbrauchbarkeit der Antworten nicht länger verdrängen kann. Mit den billigen Antworten geht leider oft der Glaube an Gott mit über Bord. Gegenmittel: Lies gute, leider meist englischsprachige, Literatur und bilde dich weiter. Suche dir Gesprächspartner, die dir gewachsen sind und die dich auf deinem Niveau fördern können. Sei gleichzeitig demütig und ehre die älteren Geschwister, die dir intellektuell vielleicht nicht gewachsen sind, dir aber an Lebenserfahrung viel voraus haben.

Der Typ Rambo-Einzelkämpfer: Ich brauche niemanden! So hört sich ein Todesurteil an. Jeder braucht Hilfe und um genau zu sein, jeder braucht die Bibel und Gemeinschaft, wenn geistliches Leben lebendig bleiben soll. Nach meiner Erfahrung beginnt in 2 von 3 Fällen der geistliche Niedergang damit, dass man unregelmäßig zum Gottesdienst und zu den „verbindlichen“ Gemeindeveranstaltungen kommt. Damit geht ein doppelter Denkfehler einher: (1) Ich bin allein stark genug. Die Gemeinde ist für mein geistliches Leben nicht wichtig. Es kommt doch nur auf Gott und mich an. Wenn ich mich nicht nach Gemeinschaft fühle, dann habe ich ein Recht darauf, sie zu meiden. (2) Gemeinde ist für mich da. Sie ist nicht Familie, sondern Therapiegruppe, die mich betütteln muss. Es geht nicht darum, zu lieben, mich mit meinen Gaben einzubringen und zu geben, sondern es geht ums Konsumieren, bespaßt werden oder Abzocken. Beide Denkansätze sind falsch: Niemand ist stark genug. Deshalb hat Gott uns ja in Gemeinschaft gestellt. Und Gemeinschaft ist, was entsteht, wenn ich mich einbringe. Das Gegenmittel: Bewusst Gottesdienst, Kleingruppe oder Arbeitstreffen in der Gemeinde besuchen, sich einbringen und viel für die Geschwister beten.

Siehe zu dem Thema auch: Predigten zum Thema "Abfallen vom Glauben"


DER NEUE BEGRIFF: Kreationismus

Mit „Kreationismus“ meint man den Glauben an die Schöpfung. Kreationisten sind also Menschen, die an eine Schöpfung glauben. Der Begriff sagt noch nichts darüber aus, wie diese Schöpfung abgelaufen ist. Es gibt Christen, die an eine sechstägige Schöpfung und solche, die eher an einen von Gott gelenkten sehr langen Schöpfungsprozess glauben.


DIE PRAKTISCHE AUFGABE

Wiederhole deine Daten zur Kirchengeschichte. Wenn du die für dich wichtigen Daten der Kirchengeschichte noch nicht herausgeschrieben hast (s. Lektion 106 Kirchengeschichte) dann tu es bitte jetzt.


GEBETSVORSCHLAG

Bete dafür, dass du einen Glauben entwickelst, der sich tief in Gott gründet, ein Leben lang hält und dich zum Segen für alle Menschen werden lässt, die dir begegnen.