Apostelgeschichte 23,23-24,27

Fette Beute (NT-Kurs)

Woche 12- Tag 2

Fragen

Leicht: Warum war Paulus nach Jerusalem gekommen? Antwort

Mittel: Beschreibe das Verhältnis von Felix zu Paulus. Wie würdest du den Charakter des Statthalters beschreiben? Wann macht er seinen größten Fehler? Antwort

Schwer: Wie passt die Anklage von Tertullus zu den tatsächlichen Ereignissen? Antwort


Text: Apostelgeschichte 23,23-24,27

Kapitel 23
23 Gleich darauf ließ er zwei von seinen Offizieren kommen und befahl ihnen: „Zweihundert Soldaten sollen sich zum Abmarsch nach Cäsarea bereit machen, dazu siebzig Reiter und zweihundert Leichtbewaffnete. Ihr brecht gleich nach Ablösung der Abendwache1) auf! 24 Haltet auch Reittiere für Paulus bereit und bringt ihn sicher zum Statthalter Felix2).“ 25 Dann schrieb er folgenden Brief: 26 „Klaudius Lysias grüßt den hochverehrten Statthalter Felix. 27 Den Mann, den ich hier zu dir schicke, hatten die Juden in ihrer Gewalt und hätten ihn beinahe getötet. Als ich erfuhr, dass er das römische Bürgerrecht besitzt, ließ ich ihn durch meine Soldaten in Sicherheit bringen. 28 Und weil ich herausbekommen wollte, weshalb sie ihn verfolgen, brachte ich ihn vor ihren Hohen Rat. 29 Dabei zeigte sich, dass er nichts getan hat, was ein Todesurteil oder auch nur eine Gefängnisstrafe rechtfertigen würde. Die Anklage bezog sich nur auf Streitfragen in ihrem Gesetz. 30 Nun ist mir gemeldet worden, dass ein Anschlag auf ihn vorbereitet wurde. Deshalb habe ich ihn sofort zu dir geschickt. Die Kläger werde ich anweisen, bei dir ihre Sache gegen ihn vorzutragen.“ 31 Die Soldaten übernahmen Paulus und brachten ihn befehlsgemäß noch in der Nacht bis nach Antipatris3). 32 Am nächsten Tag kehrten die Fußtruppen nach Jerusalem in die Burg zurück und ließen die Reiter allein mit Paulus weiterziehen. 33 Diese brachten ihn nach Cäsarea, übergaben dem Statthalter den Brief und führten den Gefangenen vor. 34 Der Statthalter las den Brief und fragte Paulus, aus welcher Provinz er stamme. Als er hörte, dass er aus Zilizien4) kam, 35 erklärte er: „Ich werde deine Angelegenheit klären, sobald deine Ankläger hier eingetroffen sind.“ Dann ordnete er an, Paulus bis dahin im Palast des Herodes gefangen zu halten.

Kapitel 24
1 Fünf Tage später kam der Hohe Priester Hananias mit einigen Ratsältesten und Tertullus, einem Anwalt, nach Cäsarea, um beim Statthalter Anklage gegen Paulus zu erheben. 2 Als der herbeigerufen war, begann Tertullus seine Anklagerede: „Hochverehrter Felix! Dein Verdienst ist es, dass wir schon so lange in Frieden leben. Deiner Umsicht verdanken wir zahlreiche Reformen zum Wohl unseres Volkes. 3 Das erkennen wir immer und überall mit großer Dankbarkeit an. 4 Um deine kostbare Zeit aber nicht unnötig in Anspruch zu nehmen, bitte ich dich, uns für einen Augenblick freundlich anzuhören. 5 Wir haben nämlich festgestellt, dass dieser Mann hier gefährlich ist wie die Pest: Er stiftet alle Juden in der römischen Welt zum Aufruhr an und ist der führende Kopf der Nazarener-Sekte. 6 Er hat sogar versucht, den Tempel zu entweihen. Dabei haben wir ihn festgenommen. 75) 8 Wenn du ihn verhörst, kannst du dir selbst ein Urteil bilden und wirst feststellen, dass unsere Anklagen in jedem Punkt zutreffen.“ 9 Die mitgereisten Juden schlossen sich der Anklage an und behaupteten, dass es so sei. 10 Dann wurde Paulus durch einen Wink des Statthalters aufgefordert zu sprechen. Er begann: „Weil ich weiß, dass du in unserem Volk seit vielen Jahren Recht sprichst, verteidige ich meine Sache voller Zuversicht. 11 Wie du leicht nachprüfen kannst, bin ich erst vor zwölf Tagen nach Jerusalem gekommen, um dort im Tempel anzubeten. 12 Niemand hat gesehen, dass ich in dieser Zeit mit Leuten diskutiert oder sie gar aufgehetzt hätte – weder im Tempel noch in einer der Synagogen noch sonst irgendwo in der Stadt. 13 Sie können dir keinerlei Beweise für ihre Anschuldigungen gegen mich vorbringen. 14 Das eine allerdings bekenne ich dir: Ich diene dem Gott meiner Väter in der Weise der neuen Glaubensrichtung, die sie eine Sekte nennen, und ich glaube an alles, was im Gesetz und den Schriften der Propheten steht. 15 Und ich habe die gleiche Hoffnung auf Gott wie meine Ankläger auch, nämlich dass es eine Auferstehung der Gerechten und der Ungerechten geben wird. 16 Deshalb bemühe ich mich auch immer, vor Gott und den Menschen ein reines Gewissen zu haben. 17 Nachdem ich nun mehrere Jahre im Ausland verbracht habe, bin ich hergekommen, um meinem Volk Spenden zu übergeben und Gott Opfer zu bringen. 18 Als ich dazu gerade im Tempel war – ich hatte mich der vorgeschriebenen Reinigung unterzogen, war von keiner Menschenmenge umgeben und in keinen Tumult verwickelt –, 19 da sahen mich einige Juden aus der Asia. Diese Leute sollten jetzt eigentlich hier sein und ihre Anklage vorbringen, falls sie mir etwas vorzuwerfen haben. 20 Du kannst aber auch diese Männer hier fragen, was für ein Vergehen sie mir nachweisen konnten, als ich vor dem Hohen Rat stand. 21 Es könnte höchstens der eine Satz sein, den ich damals in die Versammlung hineinrief: 'Weil ich an die Auferstehung der Toten glaube, stehe ich heute vor eurem Gericht!'“ 22 Felix, der über die neue Glaubensrichtung ziemlich genau Bescheid wusste, vertagte den Fall und sagte: „Wenn der Kommandant Lysias aus Jerusalem herkommt, werde ich eure Sache entscheiden.“ 23 Den zuständigen Offizier wies er an, Paulus in leichter Haft zu halten und keinen von seinen Freunden daran zu hindern, für ihn zu sorgen. 24 Einige Tage später erschien Felix mit seiner Frau Drusilla6), einer Jüdin, in seinem Amtssitz und ließ Paulus zu sich kommen, weil er noch mehr über den Glauben an den Messias erfahren wollte. 25 Doch als Paulus dann von Gerechtigkeit und Enthaltsamkeit sprach und von dem künftigen Gericht, bekam Felix es mit der Angst zu tun. Er sagte zu Paulus: „Für diesmal ist es genug, du kannst gehen. Wenn ich später Gelegenheit habe, werde ich dich wieder rufen lassen.“ 26 Gleichzeitig hoffte er auch, von Paulus Bestechungsgelder zu bekommen. Deshalb ließ er ihn öfter kommen und unterhielt sich mit ihm. 27 Als Felix zwei Jahre später7) von Porzius Festus8) abgelöst wurde, wollte er den Juden noch einen Gefallen tun und ließ Paulus weiter im Gefängnis.

Mit freundlicher Erlaubnis © 2019 Karl-Heinz Vanheiden (Textstand: April 2020)


Prinzip

Anwendung



1)
Wörtlich: von der dritten Stunde der Nacht an. Das meint die Zeit vom Beginn der zweiten Nachtwache an, die um Mitternacht endete.
2)
Felix, ein ehemaliger Sklave, war von 52 bis 59/60 n.Chr. Statthalter von Judäa.
3)
Atipatris. Die Stadt liegt etwa 55 km von Jerusalem entfernt. Herodes der Große baute sie anstelle des alten Afek als wichtigen Militärstützpunkt aus und nannte sie nach seinem Vater Antipater.
4)
Zilizien und Syrien (wozu auch Israel gehörte) bildeten damals zusammen eine römische Provinz, sodass auch ein Unterstatthalter wie Felix befugt war, diesen Rechtsfall zu entscheiden.
5)
Einige spätere Handschriften fügen hier ein: „und wollten ihn nach unserem Gesetz richten. (7) Doch der Kommandant Lysias kam mit einem großen Aufgebot an Soldaten und entriss ihn uns. (8) Er befahl, dass seine Ankläger zu dir kommen sollten.“
6)
Drusilla, die jüngere Schwester von Agrippa II. und Berenike, war zunächst mit Azizus von Emesa in Syrien verheiratet, ließ sich aber von Felix überreden, ihren Mann zu verlassen, um seine Frau zu werden.
7)
zwei Jahre später. Er musste sich in Rom wegen Aufruhr und Unregelmäßigkeiten in seiner Herrschaft verantworten.
8)
Festus. Wohl von 59 bis 61 n.Chr. Statthalter in Judäa.