3,15 Und nun, wir preisen die Frechen1) glücklich: Sie kamen sogar <noch>voran, als sie gottlos handelten; ja, sie versuchten Gott und kamen davon.

Gottes Umgang mit den Frechen ist für das Volk Israel ein Schlag ins Gesicht. Kann man nicht erwarten, dass Gott mit heiligem Zorn gegen die vorgeht, ihn verachten?Aber das war nicht der Fall! Solche Typen kamen sogar noch voran! Sie hatten Erfolg! Ist es dann nicht folgerichtig, die Frechen glücklich zu preisen?
Wer sind die Frechen? Wahrscheinlich handelt es sich um eine Gruppe von jüdischen Skeptikern und Agnostikern, die sich vom Glauben der Väter bewusst abgewandt hatte. Sie handelten gottlos und versuchten Gott, aber der tat nichts.
Statt sich selbst auf der Seite der Frechen zu sehen2) und darüber nachzudenken, warum ein heiliger und gerechter Gott ihr Gebet nicht erhört, fängt das Volk an „anmaßend“ (Maleachi 3,13) zu reden und Gott zu verspotten. Ihnen geht es nicht darum, Gott zu verstehen und eine tiefe Beziehung zu ihm aufzubauen, sondern sie wollen letzten Endes nur Gottes Gaben. Ihnen reicht die Gebetserhörung, der Gott dahinter interessiert sie nicht wirklich. Eine Auseinandersetzung mit dem eigenen Verhalten kommt gar nicht in Frage.


1)
O. Arroganten; jmd., der vor Zorn, Stolz oder Grausamkeit überschäumt. Solche Menschen sind unempfindlich für das Gesetz Gottes (Psalm 119,69.70), sie glauben dem Wort Gottes nicht (Jeremia 43,2), handeln gegen das Gesetz (Psalm 119,85), irren ab von den Geboten (Psalm 119,21), verspotten und unterdrücken den Gerechten (Psalm 119,51.69.78.122).
2)
Das wir am Anfang des Verses steht betont und setzt die Sprecher bewusst in Kontrast zu den Frechen.