1,8 Auch wenn ihr Blindes darbringt, um es als Opfer zu schlachten, ist es <für euch> nichts Böses; und wenn ihr Lahmes und Krankes darbringt, ist es <für euch> nichts Böses. Bring es doch deinem Statthalter! Wird er Gefallen an dir haben oder dir wohlgesonnen sein1)?, spricht der HERR der Heerscharen.

Ein Opfertier musste „ohne Fehler“ (2Mose 12,5; 29,1; 3Mose 1,3) und ohne „Makel“ (3Mose 22,20-25; 5Mose 15,21) sein. Blindes, Lahmes und Krankes war als Opfer nicht geeignet2).
Natürlich kannten die Priester die Vorschriften, aber es war in ihren Augen nichts Böses, sie zu ignorieren3). Sie brachten Opfer dar4) und machten sich keine großen Gedanken über die gottgegebenen Vorschriften, weil sie die innere Beziehung (vgl. „Ehre“ und „Furcht“ in Maleachi 1,6) zu Gott verloren hatten. Wer Gott und seinen Altar verachtet, der bringt schlussendlich auch untaugliche Opfer.
Die Priester hätte „nein“ sagen müssen zu Opfertieren, die nichts taugen, aber sie waren in dieser Hinsicht gleichgültig geworden.
Wie ungenügend solche Opfer waren, zeigt sich im Vergleich mit den Erwartungen eines Statthalters5). Für eine Tributzahlung (Richter 3,17) oder als Geschenk (Psalm 72,10) waren ihre Opfertiere untauglich. Wer Gefallen finden wollte vor dem Statthalter musste Besseres bringen6).


1)
W. dein Angesicht erheben. Der Ausdruck „das Angesicht erheben“ bedeutet so viel wie „herzlich empfangen“ (vgl. 1Mose 32,21).
2)
Man konnte es als freiwilliges Opfer geben (3Mose 22,23), aber nicht in einem offiziellen Kontext.
3)
Da stellt sich natürlich die Frage, wo wir in gleicher Weise in der Gefahr stehen, göttliche Gebote zu ignorieren, weil wir uns nicht vorstellen können, dass sie von besonderer Bedeutung sind.
4)
Irgendwie werden sie gedacht haben, dass eine Opferhandlung aus sich heraus wirkt und dass die exakten Vorschriften bzw. der persönliche Glaube eine nur untergeordnete Rolle spielen. Dieser Sakramentalismus findet sich heute in vielen Kirchen, in denen Rituale (oft mit nur schwachem biblischen Bezug) an die Stelle einer persönlichen Gottesbeziehung treten.
5)
Israel stand unter persischer Verwaltung. Für das Argument ist es nicht wichtig, mehr über die Person oder die Funktion des Statthalters zu wissen. Maleachi argumentiert vom Kleineren zum Größeren. Wenn schon für einen menschlichen Statthalter das Opfer nicht taugt, wie viel weniger für Gott selbst!
6)
Wie oft bringen wir selbst Gott „Opfer“, die wir uns nie wagen würden Menschen zu geben? Ich denke da an eine Sammlung auf einem Jugendtag, der pro Teilnehmer nicht einmal 2,50 Euro ergab. Was würde unsere Mutter oder unser bester Freund davon halten, wenn wir ihr zum Geburtstag ein Geschenk in dieser Höhe machen würden?