1,2 Ich habe euch geliebt1), spricht der HERR. Aber ihr sagt: Worin hast du uns geliebt? Hatte Jakob nicht einen Bruder Esau?, spricht der HERR. Und ich habe Jakob geliebt;

Gott, der HERR, hat eine besondere Liebesbeziehung zu Israel. Er hat das Volk „erwählt“, sein „Eigentumsvolk“zu sein (5Mose 7,6), ist ihm mit „ewiger Liebe“ (Jeremia 31,3) besonders „zugeneigt“ (5Mose 7,7) und hat es deshalb aus „dem Sklavenhaus […] des Königs von Ägypten“ (5Mose 7,8) befreit.
Diese Liebe Gottes wird von Israel in Frage gestellt. Wenn sie kritisch fragen Worin hast du uns geliebt?, dann hinterfragen sie weniger Gottes grundsätzliche Liebe als mehr das aktuelle Erleben dieser Liebe in ihrem Leben. Sie wollen wissen, woran sie Gottes Liebe zu ihnen persönlich erkennen können. Die großen Erwartungen nach der Rückkehr aus dem Exil etwa hundert Jahre vor Maleachi (s. Zeittafel) hatten sich nicht wirklich erfüllt. Das messianische Königreich ließ auf sich warten und sie standen unter der Herrschaft der Perser. Der Tempel war gebaut worden, aber das Opfern war zur „Mühsal“ geworden (Maleachi 1,13) und es stand offensichtlich die Frage im Raum, ob es sich überhaupt lohnt, Gott zu dienen (Maleachi 3,14).
Um sein Volk zu gewinnen, erinnert Gott sie an Esau, den Bruder von Jakob. Esau war der Erstgeborene der Familie, aber Gott hatte sich gegen ihn entschieden (1Mose 25,23) und stattdessen die Linie des Messias über Jakob laufen lassen. Damit hatte Gott gegen die Gewohnheit der damaligen Zeit (Stichwort: Erstgeburtsrecht) verstoßen und seine besondere Zuneigung für Jakob zum Ausdruck gebracht.


1)
o. Ich liebe euch