1,1 Ausspruch, Wort des HERRN1), an Israel durch Maleachi

Hinter dem Begriff Ausspruch versteckt sich eine doppelte Bedeutung. In ihm stecken die Bedeutungen„Rede“ und „Last“ und er beschreibt im prophetischen Kontext, die Bürde, die Gott dem Propheten mit der Botschaft auferlegt.
Ein Wort des HERRN beschreibt im Alten Testament immer eine göttliche Offenbarung2). Mit wenigen Ausnahmen (1Mose 15,1.4; Richter 3,20; 1Könige 6,11; 2Könige 15,12) wird ein „Wort des HERRN“ von Propheten überbracht. Gottes Reden besitzt dabei sowohl Inhalt als auch Kraft (vgl. Jesaja 55,11), wobei hier in der Überschrift, der Inhalt im Vordergrund steht.
Adressat der Prophetie ist Israel. Israel ist ein Name, der dem zweiten Sohn Isaaks, Jakob von Gott gegeben wurde (1Mose 32,29). Er bedeutet „Kämpfer Gottes“ und wurde als Eigenname bis ins Neue Testament für das Volk Gottes verwendet. Im Buch Maleachi wird das Volk Israel auch noch „Juda“ (Maleachi 2,11; 3,4), „Jakob“ (Maleachi 2,12) und „Söhne Jakob“ (Maleachi 3,6) genannt.
Der Prophet, der den Ausspruch Gottes aufschreibt, heißt Maleachi. Der Name bedeutet „mein Bote“ und das ist auch schon alles, was wir über ihn wissen.
Vor uns liegt das letzte Buch des Alten Testaments, das abschließende Wort des HERRN an sein Volk für die nächsten 400 Jahre. Mit der Person des Propheten „Maleachi“ hört das alttestamentliche Prophetentum in Israel auf3), bis mit Jesus Christus der durch Mose verheißene Prophet Gottes (vgl. 5Mose 18.15), das Fleisch gewordene Wort Gottes, die Bühne der Weltgeschichte betritt und als „Sohn“ zu den Menschen redet (vgl. Hebräer 1,2).


Der Dienst, den Gott uns anvertraut, kann eine Last sein und eine echte Herausforderung.



1)
Mit „HERR“ wird der Eigenname Gottes wiedergegeben. Mit diesem aus vier Konsonanten bestehenden Namen „JHWH“ offenbart sich Gott dem Mose am Sinai (2Mose 3,14). Die Aussprache ist bis heute unklar. Ziemlich sicher ist nur, dass die alte Vorstellung, der Name würde „Jehova“ ausgesprochen, falsch ist. Der JHWH des Alten Testaments ist nicht nur Gott, der Vater, sondern (mindestens) auch Gott, der Sohn. Um für diese These nur eine Belegstelle anzuführen: In Matthäus 11,10 beschreibt Jesus die Lebensaufgabe von Johannes dem Täufer: „Denn dieser ist es, von dem geschrieben steht: Siehe, ich sende meinen Boten vor deinem Angesicht her, der deinen Weg vor dir bereiten wird. Johannes ist der Herold Gottes. Jesu Zitat stammt aus Maleachi 3,1. Dort ist es der HERR der Heerscharen, der spricht. Und die Aufgabe von Johannes besteht darin, den Weg für den „HERRN der Heerscharen“ vorzubereiten. Als Jesus auf die Erde kam, kam „Gott, der Sohn“, aber das ist gleichzeitig - und hier stoßen wir an die Verständnisgrenzen des Dreieinigkeit-Konzeptes - der „HERR der Heerscharen“ des Alten Testaments. Wo also im Alten Testament der „HERR“ (JHWH) spricht, spricht nicht nur Gott, der Vater, sondern auch Gott, der Sohn, und das ist unser Herr Jesus Christus.
2)
Viel seltener finden wir „Wort des Herrn“. Hinweis: Die Unterschiedliche Schreibweise des Gottesnamens steht für unterschiedliche hebräische Begriffe im Grundtext.
3)
Formal gehört Johannes der Täufer auch in diese Reihe und ist sogar der größte der Propheten des Alten Bundes (Lukas, 7,28), aber er steht nicht im Alten Testament.