Sprüche 23,30

Sprüche 23,29-35

<Spruch Nr. #19>

Wer hat Ach, wer hat Weh, wer Streitereien, wer Leid, wer Wunden ohne Not? Wer ein Blitzen in den Augen1) ? * Die spät beim Wein sitzen, die einkehren, um den Mischkrug2) zu kosten. * Sieh den Wein nicht an, wie er rot schimmert, wenn er im Becher funkelt, leicht hinuntergleitet. * Am Ende beißt er wie eine Schlange und vergiftet (dich) wie eine Viper. * Deine Augen werden Seltsames sehen, und dein Mund3) wird verkehrte Dinge reden. * Und du wirst wie einer sein, der sich auf Hoher See4) schläft, und wie einer, der auf der Spitze eines Mastes schläft. * „Man hat mich geschlagen, es schmerzte mich nicht; man hat mich verprügelt, ich fühlte es nicht. Wann werde ich aufwachen, um damit weiterzumachen, ihn noch mehr zu suchen?“

Nach der Warnung vor fremden Frauen (Sprüche 23,26-28) folgt nun die Warnung vor dem Wein5). Jesus Sirach bringt es grandios auf den Punkt: „Wein und Weiber betören die Weisen.“ (Jesus Sirach 19,2; vgl. Hosea 4,11).

Woran erkennt man den Trunkenbold? Zuerst einmal daran, dass er sein Leben mit allen möglichen Formen von unnötigem Leid (Ach und Wehe), Streitereien, Leid, Blessuren und Wut füllt. Der Alkohol enthemmt ihn und macht ihn gleichzeitig zu einem leichten Ziel für Übergriffe.

Wein ist an und für sich nicht verboten. Sprüche 9,2 spricht davon, dass Frau Weisheit ihren Wein „gemischt“ hat, um ihre Gäste zu bewirten. Problematisch wird das Trinken von Wein erst dann, wenn nicht mehr der Genuss im Vordergrund steht, sondern eine merkwürdige Faszination von ihm ausgeht, sodass ich zu viel trinke und nicht mehr von ihm loskomme (spät beim Wein sitzen). Die Bibel ist nicht gegen genussvolles Trinken, aber sie weiß auch darum, dass Alkohol eine verführerische Seite hat. Gerade dann, wenn der Wein zu „funkeln“ beginnt, wenn er mich einlädt, immer mehr zu trinken (obwohl ich eigentlich genug habe), gilt es für den Weisen aufzuhören.

Ich soll aufhören, weil die Folgen unangenehm sind. Was als „fröhliches“ Trinkgelage beginnt, endet in einem mörderischen Kater (oder Schlimmerem!). Und auf dem Weg dahin werde ich nicht mehr klar sehen und sprechen6) können. Torkelnd, wie ein Seemann auf Hoher See, falle ich ins Bett. Und im schlimmsten Fall führt mein (regelmäßiger) Weinkonsum in die Abhängigkeit. Ich schlafe dann nämlich nicht mehr einfach nur meinen Rausch aus, sondern wünsche mir noch während des Schlafes endlich wach zu werden, um weiter trinken zu können.

Bist du alkoholkrank? Brauchst du kompetente Hilfe, weil du ein Alkoholproblem hast? Kannst du bei geselligen Abenden rechtzeitig mit dem Trinken aufhören? Welche negativen Folgen von Alkohol- oder Drogenmissbrauch finden sich in deinem Leben? Wie kannst du Freunden helfen, die sich immer wieder betrinken?



1)
Vielleicht ist auch die Trübung der Augen gemeint, d.h. die Tatsache, dass der Betrunkene nicht mehr gut sehen kann, weil alles verschwimmt oder doppelt gesehen wird. Ich habe mich für das Blitzen entschieden, weil ich ein Element des Aggressiven betonen will.
2)
Gemeint ist ein Krug mit Mischwein, das ist Wein, dem Honig oder Gewürzstoffe zugesetzt waren, um ihn noch schmackhafter zu machen.
3)
W. Herz
4)
W. im Herz (= inmitten) des Meeres
5)
Einen Exkurs zum Thema „Wein und Genussmittel“ findest du hier: www.frogwords.de/bibel_at_nt/sprueche/exkurs_wein_und_genussmittel
6)
Wenn der Text von verkehrten Dingen redet, dann kann er damit das Lallen des Besoffenen meinen, aber eben auch, dass der Betrunkene – völlig enthemmt – böse Dinge sagt.