Aus Kolosser 2,11.12 lassen sich zu der Beschneidung folgende Dinge ableiten. Sie sind beschnitten „worden“ (Passiv). Es handelt sich also um eine Beschneidung, die Gott vollzogen hat. Sie ist „nicht mit Händen geschehen“. Der griechisches Begriff beschreibt einen Vorgang, der von Gott selbst gemacht wird und dessen Ergebnis nicht eigentlich zu dieser Schöpfung gehört (vgl. Hebräer 9,11: Christus aber ist gekommen als Hohepriester der zukünftigen Güter und ist durch das größere und vollkommenere Zelt – das nicht mit Händen gemacht, das heißt nicht von dieser Schöpfung ist… hineingegangen). Die Beschneidung geschieht im „Ausziehen des fleischlichen Leibes“. Dazu gibt es zwei Auslegungsvarianten: Entweder handelt es sich in Analogie zu Kolosser 3,9 um das Ausziehen des alten Menschen und die „Beschneidung des Christus“ ist dann die Beschneidung, die Christus gab (Genitivus auctoris), also die Taufe. Oder das Ausziehen des fleischlichen Leibes ist ein anderer Ausdruck für den Tod Christi, weil in Kolosser 1,22 in genau diesem Sinn von dem „Leib seines Fleisches“ gesprochen wird. Die „Beschneidung des Christus“ ist dann ein grausames Bild für seinen Tod, bei dem nicht nur wie in der namensgebenden Beschneidung ein kleines Stück der Vorhaut entfernt wurde, sondern der ganze Leib vom Leben abgeschnitten wurde. Ich entscheide mich aus zwei Gründen für die zweite Auslegungsvariante: 1. Es wird vom Ausziehen des fleischlichen Leibes und nicht des alten Menschen gesprochen und unseren fleischlichen Leib haben wir noch. 2. Wenn die „Beschneidung des Christus“ eine Bezeichnung für die Taufe ist, dann kann man sie keineswegs als „nicht mit Händen geschehen“ bezeichnen. Jede Taufe geschieht, indem man Hand an den Täufling anlegt.
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