1Johannes 3,9: “ Jeder, der aus Gott geboren ist, tut nicht Sünde, denn sein Same bleibt in ihm; und er kann nicht sündigen, weil er aus Gott geboren ist.“ Wie erklärst du den Vers?

Die Schwierigkeit in 1Johannes 3,9 besteht darin, dass Johannes behauptet, dass ein Mensch, der aus Gott geboren ist, weder Sünde tut noch sündigen kann. Wie passt das zu unserer Erfahrung und natürlich auch zu der Aussage in 1Johannes 1,8, wo Johannes die Christen, die sich hinstellen und behaupten, sie haben keine Sünde, als Lügner bezeichnet? Die Antwort auf die Frage findet sich in der Besonderheit der griechischen Sprache. Ein Verb im Präsens (Gegenwartsform) beschreibt nämlich nicht nur, wann die Verbhandlung geschieht, nämlich jetzt, sondern die Gegenwartsform ist im Griechischen ein Mittel, um ein gewohnheitsmäßiges Handeln zu beschreiben. Wenn Johannes schreibt, dass ein Christ nicht sündigt, dann will er also nicht sagen, dass es im Leben von Christen gar keine sündigen Taten gibt – die sollen wir ja mit 1Johannes 1,9 bekennen – , sondern er will sagen, dass Menschen, die aus Gott geboren sind, in denen der Heilige Geist lebt und die ewiges Leben besitzen, eine Entscheidung gegen die Sünde getroffen haben. Sie haben sich von ihrem alten Lebensstil verabschiedet und stecken in einem Kampf gegen die Sünde. Sie wollen Sünde aus ihrem Leben entfernen. Sünde ist zu einem lästigen Übel ihres Lebens geworden, an dem sie sich nicht mehr wirklich erfreuen können. In ihnen lebt und wirkt Gottes Geist und deshalb ist es ihnen unmöglich, in den alten Trott des Sündigens zurückzukehren. Sie waren Rebellen und „aus dem Teufel“ (1Johannes 3,8), aber sie haben diesen Lebensstil aufgegeben, sind Kinder geworden und leben das neue Leben aus, das sie vom Vater geschenkt bekommen haben. In ihnen hat eine tatsächliche und echte und unumkehrbare Lebensveränderung stattgefunden. Das gewohnheitsmäßige Sündigen als bewusster Lebensstil ist ihnen fremd, sie wollen das nicht mehr und sie können das auch nicht mehr.

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