Thema 80: Leid, Tod

Lernbibelvers

Römer 8,18

Biblische Kernaussagen

  • In der Weltgeschichte gibt es einen Wendepunkt, den Sündenfall (1Mose 3,1ff).
  • Mit der Sünde kam der Tod für jeden Menschen in die Welt (Römer 5,12.13). Gestorben ist der Mensch in mehrfacher Hinsicht: in seiner Beziehung zu Gott (vgl. 1Mose 3,8), zu anderen Menschen (vgl. 1Mose 3,16; 4,8…) und zur Schöpfung (vgl. 1Mose 3,17-19). Der leibliche Tod (1Mose 5,5) ist nur ein sichtbarer Ausdruck dieser zerstörten Beziehungen, in denen der Mensch seit dem Sündenfall lebt.
  • Seit dem Sündenfall ist der Kosmos der „Knechtschaft der Vergänglichkeit“ (Römer 8,21) unterworfen. Die Schöpfung war für den Menschen zu seiner Freude und Erfüllung gemacht, aber jetzt ist sie ein Ort des Grauens geworden, der dem Menschen auf vielerlei Weise den Tod bringt und vom „Gott dieser Welt“ (2Korinther 4,4), dem Teufel, beherrscht wird.
  • Warum lässt Gott Leid zu? Wir leben nicht im Vorhof zum Himmel, sondern im Vorhof zur Hölle. Diese Welt – und damit auch wir – gehören der Finsternis. Das Leid ist nur ein sichtbarer und spürbarer Ausdruck dieser Realität. Gott wird diese Welt zu seiner Zeit richten, nicht retten. Wenn Gott das Leid wegnehmen wollte, müsste er diese Welt beseitigen und uns unschädlich machen. Und genau das wird er auch einmal zu seiner Zeit tun. Gott ist Richter und wird sich das Unrecht, das auf dieser Welt geschieht, nicht auf Dauer anschauen. Dass Gott das Unrecht nicht in dem Moment bestraft, in dem es geschieht, kann man ihm kaum zum Vorwurf machen. Das liegt an seiner Güte und Geduld. Gott benutzt das Unglück in seiner Souveränität nämlich noch zu etwas Gutem – zu Bekehrungen. Unglück ist Gottes Mittel, um Menschen daran zu erinnern, dass diese Welt hier gerade nicht das Paradies ist, sondern die Finsternis. Und in diese Finsternis hinein brachte Gott Licht - sein Licht - und Leben - sein Leben. Wir sind ein Teil der Finsternis, wir müssen uns nicht anstrengen, das Böse zu tun, wir gehören nicht zu den Guten. Das Leid, das wir erfahren und austeilen, soll uns beständig daran erinnern, dass hier nicht Himmel, sondern Hölle geprobt wird. Und in diese Hölle hinein kommt Gott, wird Mensch, bringt sein Licht in die Finsternis und wird – weil uns Licht allein (Gebote) nicht helfen kann – gleich auch noch der Weg. Somit ist die Lösung der Leid-Frage eine ganz einfache: Leid ist dazu da, uns an die Realität der eigenen Verlorenheit zu erinnern. Leid ist gespürte Verlorenheit. Eine Verlorenheit, die die ganze Welt durchdringt. Und wer dieses globale Leid spürt, wer merkt, dass mit ihm und der Welt etwas nicht stimmt, ist an dem Punkt, wo Gott ihn hinhaben will: Hiob 33,29.30 – er möchte uns mit dem Licht des Lebens erleuchten.
  • Warum leiden und sterben Christen? Sie leiden, weil sie in einer Welt leben, die vom Leid geprägt ist. Wir folgen unserem Vorbild, dem Christus, und erfahren – wie er –, dass die Guten in einer bösen Welt leiden müssen, um echten Sündern die Botschaft vom Evangelium zu sagen. Gott hat seine Kinder nicht zu einem Leben ohne Leid berufen, aber er hat dem Leid, das sie ertragen, einen Sinn gegeben. Wenn Christen leiden, dann nicht sinnlos, sondern weil sie sich bewusst auf ein Leben des Leidens einlassen, um in einer vom Leid dominierten Welt auf den „Mann der Schmerzen“ (Jesaja 53,3) hinzuweisen, der uns vor dem größten Leid, dem ewigen Tod, retten will. Christen leiden, weil sie real an einem Leben teilnehmen, zu dem das Leid gehört. Christen sind nicht immun gegen Autounfälle, Krebs oder psychische Störungen. Sie sterben durch Erdbeben, Viren und Maschinengewehre. Sie werden Opfer von Entführungen, Vergewaltigungen und Verleumdungskampagnen. Auf ganz reale Weise teilen sie das Leben ihres Herrn, weil sie seine Botschafter sind. Und nur deshalb ist ihr Leidensweg „Gnade“ (1Petrus 2,20), weil es auf diesem Planeten keine bessere Berufung gibt, als in den Fußstapfen des Christus zu leben (1Petrus 2,21). Sie leiden und erleben durch den Glauben mitten im Leid Gottes Herrlichkeit (Johannes 11,40), sie werden übernatürlich gestärkt (2Korinther 4,7.16) und teilen Hiobs Einsicht: „Vom Hörensagen hatte ich von Dir gehört, jetzt aber hat mein Auge Dich gesehen.“ (Hiob 42,5) Leid bringt uns Gott näher. Und Leid hat weitere „Vorzüge“: Es stärkt im Kampf gegen Sünde (1Petrus 4,1), es offenbart unser Herz (und damit die Echtheit unseres Glaubens; 5Mose 8,2.3), es macht uns geduldiger, charakterstärker und hoffnungsvoller (Römer 5,3.4 – Ausharren, Bewährung, Hoffnung). Christen müssen sterben, weil ihre Erlösung erst mit dem Auferstehungsleib abgeschlossen ist (Römer 8,23) und es lehrt uns Gehorsam (Hebräer 5,7.8). Bis dahin seufzen wir zusammen mit dem Rest der Schöpfung und erwarten die „Herrlichkeit der Kinder Gottes“ (Römer 8,21) und wissen, dass „die Leiden der jetzigen Zeit nicht ins Gewicht fallen gegenüber der zukünftigen Herrlichkeit, die an uns geoffenbart werden soll“ (Römer 8,18).
  • Wie soll man mit dem Leid umgehen? Leid hat die Macht, uns zu zerbrechen, wenn wir falsch mit ihm umgehen! Deshalb gilt es im Umgang mit Leid drei Grundregeln zu bewahren:
    1. Trübsal fordert Ausharren. Leid will ertragen und nur in seltenen Fällen „weggebetet“ werden. Die Propheten und Hiob sind uns darin gute Vorbilder (Jakobus 5,10.11). Die Psalmisten ermutigen zum Harren auf Gott „bis er uns gnädig ist“ (Psalm 123,2).
    2. Leid soll uns in Gottes Gegenwart treiben. Sein Wort will uns in schwierigen Zeiten beleben (Psalm 119,92.93). Wenn wir unserem Herrn die Sorgen mit Danksagung im Gebet abgeben, erfahren wir seinen übernatürlichen Frieden (Philipper 4,6.7). In der Gemeinschaft mit den Geschwistern erfahren wir Ermunterung (Hebräer 10,25) und Befestigung (Apostelgeschichte 14,22). Amos Beispiel der Psalmisten erkennen wir, dass es richtig ist, sein Herz bei Gott auszuschütten. Wir dürfen (und sollten!) Leid und Schmerz vor unserem Vater im Himmel ausschütten. Wir dürfen klagen, weinen und unseren Gefühlen freien Lauf lassen. Dann wird er uns trösten (vgl. Matthäus 5,4). Zwei Dinge sollten wir unterlassen: Murren und Zweifel. Leid ist kein Grund, an der Liebe Gottes zu uns zu zweifeln (Römer 8,35.36.38.39), und wer mit seinem Schicksal hadert, macht sich den „Gottlosen“ gleich (Judas 15.16).
    3. Wir brauchen Gelassenheit, die sich aus Glauben und Demut speist. Wenn wir uns nicht für den Nabel der Welt und unser Leben nicht für das wichtigste Leben auf der Erde halten, können wir vielleicht mit Hiob sagen: „Der Herr hat gegeben und der Herr hat genommen. Der Name des Herrn sei gepriesen“ (Hiob 1,21). Egal, was passiert: Gott ist bei uns und weiß, was er uns zumutet; und er tut das nie ohne Grund.
  • Die Bibel kennt den zweiten Tod. Der erste Tod ist der physische Tod. Ihm folgt der ewige, geistliche Tod, für den in der Bibel das Bild des Feuersees1) gebraucht wird (Offenbarung 20,14). Jeder Mensch, der in das Gericht vor dem großen weißen Thron kommt (Offenbarung 20,11ff) und nach seinen Werken verurteilt wird, erleidet den zweiten Tod, die „ewige Strafe“ (Matthäus 25,46).

Tipps für die Vermittlung und Erziehung

  • Nimm Dir ausführlich Zeit, um mit Deinem Kind über die Zusammenhänge von Leid und Tod und Sünde zu reden.
  • Ein totes Tier am Straßenrand oder der Tod eines Angehörigen sind ein guter Anlass, um mit Deinem Kind über die Endlichkeit des irdischen Lebens zu reden. Lies in diesem Zusammenhang mit ihm Psalm 90,10.12!
  • Dass Gott Leid zulässt und nicht eingreift, ist der wichtigste Einwand gegen den Glauben an Gott. Hilf Deinem Kind, zu verstehen, dass nicht der erste Tod, sondern der zweite Tod das eigentliche Problem darstellt.
  • Zur Vertiefung höre und besprich mit Deinem Kind „Freddy der Esel“ – Folge 30: „… und das kranke Pferd“.

Fragen zur Selbstreflexion

  • Wie gehe ich mit Leid und Problemen um? Bin ich ein Murrender und Zweifelnder oder einer, den die Schwierigkeiten zu Gott treiben?
  • Habe ich verstanden, dass mein Leben nicht so wichtig ist und dass ich Teil eines größeren Plans bin, den Gott mit dieser Welt hat?

1)
Feuer ist ein Bild für Gericht und der See steht für die Größe des Gerichts.