Thema 46: Vergebung, Verzeihen

Lernbibelvers

Kolosser 3,13

Biblische Kernaussagen

  • Weil Gott uns durch das Blut seines Sohnes die Sünden vergeben hat, fordert er uns auf, anderen Menschen zu vergeben (Kolosser 3,13; Epheser 4,32).
  • Wir sollen den Menschen vergeben/Vergebung zusprechen, die ihre sündige Tat aufrichtig bereuen (Lukas 17,3).1) Dabei spielt es keine Rolle, wie oft sie uns um Vergebung bitten (Matthäus 18,21.22; Lukas 17,4).
  • Auch Christen brauchen noch „väterliche“ Vergebung (1Johannes 1,8-10; Jakobus 5,15).2)
  • Vergebung gehört so selbstverständlich zum Leben eines Christen wie die Bitte um Vergebung unserer eigenen Schuld (Matthäus 6,12; Lukas 11,4). Gott vergibt uns unsere Schuld, wie wir anderen vergeben und geht dabei so weit, dass er uns straft, wenn wir nicht zum Vergeben bereit sind (Mt 18,34.35).
  • Wo es an Vergebung fehlt, kommt es zu Bitterkeit (Hebräer 12,15), werden Freunde entzweit (Sprüche 17,9) und empfängt man selbst keine Vergebung (Matthäus 6,15; Markus 11,25).
  • Unversöhnlichkeit ist eine Sünde (2Timotheus 3,3) und öffnet dem Teufel die Tür in unser Leben, weil sie Beziehungen zerstört (2Korinther 2,7.10-11).
  • Unser Gott ist ein Gott der Vergebung (Nehemia 9,17). Er ist „reich an Vergebung“ (Jesaja 55,7) und dafür gebührt ihm Ehrfurcht (Psalm 130,4).3)

Tipps für die Vermittlung und Erziehung

  • Lies mit Deinem Kind die Geschichte von Josef (1Mose Kap. 37; 42-45)! Was fällt Euch dabei auf? (z. B.: Josef rächt sich nicht; er sorgt dafür, dass die Brüder ihre Schuld spüren; er gibt sich erst zu erkennen, als er weiß, dass sie ihre Schuld eingesehen haben.) Worauf kommt es Josef an? (Antwort: Nicht auf Rache und auch nicht auf schnelle Versöhnung. Josef will eine tragfähige Beziehung zu seinen Brüdern aufbauen, und das geht nur über den Weg der Einsicht in ihre Schuld. Als Juda sich als Bürge für Benjamin anbietet [1Mose 44], ist für Josef klar, dass die Brüder ihre Lektion gelernt haben, ihr früheres Verhalten bereuen und alles tun würden, um ihrem Vater Jakob nicht noch mehr Unglück zuzufügen.)
  • Lies das „Gleichnis des unbarmherzigen Knechtes“ (Matthäus 18,21-35) und rede mit Deinem Kind darüber, was Gott mit Menschen macht, die nicht vergeben wollen. (z. B.: Er wird sie für ihren Mangel an Vergebungsbereitschaft strafen.) Warum stellt Petrus die Frage in V. 21? (z. B. weil es für ihn fast unvorstellbar ist, dass man immer und immer wieder vergeben soll)
  • Entwickle in der Familie eine Kultur der Vergebung! Wer sich versündigt, soll seine Sünde klar benennen und dann das Opfer um Vergebung bitten. Sei ein Vorbild, wenn es darum geht, Sünde zu bekennen. Hilf Deinem Kind, wenn es ihm schwer fällt, Sünde zu vergeben.
  • Sprich mit Deinem Kind darüber, was passiert, wenn Menschen einander nicht vergeben! (z. B. Beziehungen gehen kaputt; es entsteht Bitterkeit, Abneigung und Streit; es kommt zu psychosomatischen Erkrankungen; schlechte Laune in der Familie…)
  • Zur Vertiefung höre und besprich mit Deinem Kind „Freddy der Esel“ – Folge 3: „Abenteuer im Wald“ oder auch Folge 8: „Unter Verdacht“. (Ersteres kann bei Gerth Medien als CD erworben werden: Gerth Medien)
  • oder „Die 3 vom Ast als Friedensstifter“ (Folge 12), Geschichte 6: „das glückliche Missverständnis“. (Die Hörspiele können im ERF Shop als Kassette oder CD erworben werden: ERF Shop)

Fragen zur Selbstreflexion

  • Gibt es noch einen Menschen, dem ich vergeben muss?
  • Habe ich es mir zur Gewohnheit gemacht, täglich meine eigene Sünde vor Gott und den betroffenen Menschen zu bekennen?


1)
In der christlichen Literatur gibt es eine Kontroverse über die Frage, wem man vergeben soll. Soll man nur dem vergeben, der bereut, oder soll man grundsätzlich vergeben, aber nur dem reuigen Sünder die Vergebung auch zusprechen? Uns scheint, dass die Diskussion eher von akademischem Interesse ist. In der Praxis ist unstrittig, dass ich niemanden hassen und nicht bitter sein darf (Epheser 4,31.32). Um das zu erreichen, muss ich meine negativen Gefühle und Gedanken abgeben. Und das geht nur bei Gott (s. a. Lektion „Sorgen“). Ob ich das Abgeben von Gefühlen und Gedanken schon „Vergebung“ nenne oder Vergebung erst in dem Moment stattfindet, wo ich dem Sünder sage, dass in meinem Herzen kein Groll ist und ich ihm Vergebung der Schuld zuspreche, spielt für die Praxis keine Rolle. Wer nur dem vergibt, der bereut, ist trotzdem verpflichtet, seine Feinde zu lieben und jede Wurzel der Bitterkeit in seinem Herzen auszurotten. Und wer grundsätzlich vergibt, muss trotzdem darauf bedacht sein, den Sünder zur Erkenntnis seiner Schuld und zur Umkehr zu bewegen (vgl. das Verhalten von Joseph gegenüber seinen Brüdern). Gott will intakte Beziehungen und er verlangt von uns, dass wir alles dazu tun.
2)
Hilfsweise kann man von der „richterlichen Vergebung“ und der „väterlichen Vergebung“ Gottes sprechen. Als Kinder Gottes wissen wir, dass uns die Sünden vergeben sind (1Johannes 2,12; Kolosser 2,13.14). Gott, der Richter, hat sein Urteil über unser Leben gesprochen und Jesus hat die Schuld für uns am Kreuz beglichen. Trotzdem sündigen wir jeden Tag und brauchen vom Vater im Himmel Vergebung, weil jede Sünde unsere Gemeinschaft untereinander (1Johannes 1,7) und mit Gott (Epheser 4,30) beeinträchtigt. Wir sind rein, aber haben es jeden Tag nötig, dass Jesus uns „die Füße wäscht“ (vgl. die Episode aus Johannes 13,1-17, die denselben Inhalt transportiert).
3)
Sünde vergeben zu können, ist keine kleine Sache!