Thema 83: Heiligkeit, heilig, die Heiligen

Lernbibelvers

1Petrus 1,15

Biblische Kernaussagen

  • Gott ist heilig. Er ist der Heilige (Jesaja 57,15) und in diesem Sinn steht „Heiligkeit“ für die Einzigartigkeit und Andersartigkeit Gottes (1Samuel 2,2). Er ist allen „Göttern“ überlegen (2Mose 15,11).
  • Gott erwartet von seinem Volk, dass es sich heiligt, weil er heilig ist (2Mose 22,30; 3Mose 11,44.45; 19,2; 1Thessalonicher 4,3; 1Petrus 1,15.16). Wie Gottes Heiligkeit alles Böse und Unreine ausschließt, so ist Heiligung der Erneuerungsprozess, der alles Böse und Unreine aus dem Leben eines Menschen ausschließt.
  • Gott bestimmt, was heilig ist.1) Er selbst ist Ursprung und Grund jeder Heiligkeit. Aus diesem Grund können im Alten Testament Orte, an denen Gott gegenwärtig ist, oder Gegenstände, die er für den Gottesdienst bestimmt, usw. als „heilig“ bezeichnet werden (2Mose 3,5; 28,2).
  • „Heilig“ kann im Blick auf Personen und Gegenstände mit „für Gott abgesondert, Gott geweiht, moralisch rein“ übersetzt werden.
  • Alle Christen sind „berufene Heilige“ (Römer 1,7; 1Korinther 1,2) und eine „heilige Nation“ (1Petrus 2,9). Christus selbst ist unsere Heiligkeit (1Korinther 1,30) und der Grund dafür, dass wir jederzeit mit Freimut vor Gott treten können (Hebräer 10,19ff).

Tipps für die Vermittlung und Erziehung

  • Der alttestamentliche Gottesdienst gibt gutes Anschauungsmaterial für das Thema Heiligkeit. Studiere mit Deinem Kind den Aufbau der Stiftshütte und des Tempels und den Ablauf des Priesterdienstes. Was fällt Euch dabei auf? (z. B. die Ordnung; nicht jeder kann einfach so zu Gott ins Allerheiligste treten; vor dem Zutritt müssen sich die Priester reinigen; es fließt Opferblut; alles ist sehr kostbar; der Mensch denkt sich nicht einfach Gottesdienst aus, sondern Gott lässt das Heiligtum nach einer himmlischen Vorlage bauen…)
  • Lass Dein Kind den Begriff „heilig“ und „Heiliger“ definieren. Was bedeutet es, wenn jemand sagt „Das ist mir heilig!“?
  • Informiere Dich im Internet mit Deinem Kind über das Heiligenwesen der katholischen und orthodoxen Kirche. Was ist daran gut und was problematisch?
  • Das Thema „Heiligkeit“ ist ein gutes Thema, um den Unterschied zwischen „Stellung“ und „Zustand“ zu erklären. Wir sind „in Christus“2) Heilige und gleichzeitig zur Heiligung aufgefordert (vgl. Hebräer 10,14). Unsere Stellung ist die von Heiligen, aber unser Zustand sieht anders aus: im täglichen Leben lernen wir das heilige Leben noch3) .
  • In seinem Buch Gott sucht den Menschen schreibt Frank Koppelin: „Heiligkeit ist verborgene Herrlichkeit und Herrlichkeit ist aufgedeckte Heiligkeit.“4) Wie gehören Heiligkeit und Herrlichkeit5) zusammen?
  • Erkläre Deinem Kind, was es heißt, den Namen Gottes zu „heiligen“ (s. Vaterunser). Dazu ist es nötig, dass Du ihm zuerst verständlich machst, dass der Name einer Person in der Bibel für die Person steht und etwas Grundsätzliches über sie aussagt (vor allem trifft das auf die Gottesnamen zu!). Wenn wir Gottes Namen heiligen, nehmen wir uns also vor, ehrfürchtig mit Gott umzugehen. Wer Gottes Namen heiligt, der lässt Gott als Person in seiner überirdischen Andersartigkeit stehen und begegnet ihm aufgrund seiner Größe, Allmacht und Furchtbarkeit mit natürlicher Scheu (Gott ist nicht unser „Kumpel“). Wer den Namen Gottes heiligt, der presst Gott nicht in seine Vorstellungswelt und der degradiert ihn nicht zu einem Erfüllungs-gehilfen für die eigenen Wünsche. Was mir „heilig“ ist, hat für mich den größten Wert. Wo Gottes Name geheiligt wird, bekommt Gott so wie er ist und nicht wie ich ihn mir wünsche den ersten Platz. Wo Gottes Name geheiligt wird, findet ehrfurchtsvolles Staunen über Gottes Wesen statt.

Fragen zur Selbstreflexion

  • Habe ich meine Berufung zur Heiligkeit verstanden? Lebe ich ein heiliges Leben?
  • Staune ich (noch) über Gottes Wesen?

1)
D. h. nichts Geschaffenes ist an sich heilig, sondern es muss von Gott geheiligt, also abgesondert und ihm zugeordnet werden. Dasselbe gilt auch für die Moral. Heilig im moralischen Sinn ist das, was Gott entspricht, nicht das, was wir für richtig halten.
2)
Mit „in Christus“ wird die enge Beziehung des Christen zu seinem Herrn zum Ausdruck gebracht. Durch unsere Gemeinschaft mit Christus leben wir für und durch ihn; er in uns und wir in ihm.
4)
Koppelin, Frank: Gott sucht den Menschen, VKW, Bonn, 2002, S. 68.
5)
Der Begriff „Herrlichkeit“ bezeichnet im Hebräischen das, was einer Person Gewicht, Ehre und Anerkennung gibt (bei Menschen oft sein Besitz). Wenn die Himmel von der Herrlichkeit Gottes erzählen (Psalm 19,2), dann deshalb, weil sie als „seiner Hände Werk“ mit ihrer Gewaltigkeit auf den hinweisen, der die Macht hatte, sie zu bilden.