5,1.2
Mein Sohn, merke auf meine Weisheit, neige dein Ohr zu meiner Einsicht,
um Besonnenheit zu beobachten1), und damit deine Lippen Erkenntnis bewahren2).
Sprüche 5 wendet sich einem Männerthema zu, wie nur ein Vater, der glücklich verheiratet ist, es seinem Sohn weitergeben kann. Nur in diesem Fall spricht der Vater von meine Weisheit und meiner Einsicht und macht sich damit zur Quelle, was natürlich nur indirekt stimmt, weil er selbst von Gott (Sprüche 2,6) und von seinem eigenen Vater (Sprüche 4,3.4) gelernt hat.
Ging es im Kapitel davor um den ganz kleinen Jungen und um die Anfänge elterlicher Belehrung, haben wir es hier mit einem reifen, jungen Mann zu tun, der sexuell versuchbar und für fremde Frauen attraktiv ist (also etwa 17-20 Jahre alt). Ob er selbst schon verheiratet ist oder an der Schwelle zu seiner eigenen Hochzeit steht, bleibt offen.
Der Sohn soll Besonnenheit beobachten und Erkenntnis bewahren. Vor allem seine Lippen, d.h. seine Sprache, sind hier im Blick. Wenn seine Lippen Erkenntnis bewahren, dann sind seine Worte von Weisheit geprägt. Wie die „Lippen des Priesters […] Erkenntnis bewahren“ und so zu guten Ratgebern werden (Maleachi 2,7), so soll aus dem Mund des Sohnes Weisheit und Einsicht kommen (vgl. Sprüche 22,18). Wie aus dem Mund süße Lügen fließen (Sprüche 5,3), so aus seinem Mund besonnene und von Erkenntnis geprägte Rede3). Als Schutzherr von Besonnenheit und Erkenntnis achtet der Sohn darauf, weder impulsiv-unbedacht noch dümmlich-undurchdacht zu sprechen (vgl. Epheser 5,3.4). Was er sagt, hat „Hand und Fuß“, orientiert sich an der von den Eltern gelernten göttlichen Weisheit und bewahrt ihn selbst vor Angriffen auf sein Leben.
Wann hast du das letzte Mal einen „coolen Spruch“ gemacht, der eigentlich völlig unsinnig war4)?