5,9.10
damit du nicht anderen deine Blüte1) gibst und deine Würde2) dem Grausamen;
damit3) nicht Fremde sich sättigen an deinem Vermögen und dein mühsam Erworbenes nicht komme in eines Ausländers Haus;
Ab Vers 9 werden Konsequenzen vorgestellt, die dem blühen, der sich nicht warnen lässt.
Mit den Begriffen anderen, Grausamen, Fremde und Ausländer wird dieselbe Personengruppe bezeichnet. Es handelt sich um Menschen, die außerhalb der Gemeinschaft der Weisen leben. Es ist die Ehebrecherin und ihre Familie4). Sie sind die Grausamen, weil sie sich ohne Gnade auf ihn stürzen werden (vgl. Sprüche 6,34.35). Wenn er schon nicht sein Leben verliert, so doch seinen Besitz. Wer mit dem Feuer spielt, kommt nicht ohne Brandblasen davon.
Kennst du einen Mann, der für eine Nacht ein Leben lang Alimente zahlt?
Hier geht es Salomo nicht um Ausländerfeindlichkeit! Die Trennungslinie verläuft nicht zwischen Ethnien, sondern sie trennt den Weisen vom Unmoralischen. Weil im alten Israel der Ausländer grundsätzlich Heide war (Ausnahmen wie Ruth, die Moabiterin, bestätigen auch diese Regel), kann er als Prototyp des Unweisen herhalten. Im Hintergrund schwingt sicherlich auch mit, dass die Israel umgebenden Völker Sexualität als Teil der Anbetung praktizierten (vgl. 4Mose 25,1.2) und von daher kultbedingt eine Gefahr für junge Männer darstellten5).
Der unweise Sohn steht in der Gefahr sein Ansehen (Blüte, Würde) und seinen Besitz (Vermögen, mühsam Erworbenes) zu verlieren. Mit Blüte und Würde beschreibt der Text Dinge, die ein Leben lebenswert machen, Freude bereiten und eine gehobene Stellung in der Gesellschaft verleihen. Die Bezeichnung mühsam Erworbenes unterstreicht dabei den Aufwand, den der Sohn treiben muss, um ein Vermögen anzuhäufen und die Gefahr, in die er sich begibt, wenn er sich auf eine fremde Frau einlässt. Wenn er sich in eines Ausländers Haus einladen lässt, dann verliert er dort seinen guten Ruf und das Erbe seiner Kinder.
Heute bringt mich Ehebruch nicht mehr in eine Schuldknechtschaft, aber die Auswirkungen von zerbrochenen Ehen sind immer noch schlimm genug: Alimente, Unterhaltszahlungen, kaputte Familien, verletzte Kinderseelen, Eifersucht, Einsamkeit, Geschlechtskrankheiten und ein grassierender Vätermangel6).