**3,1** //Auf meinem Lager suchte ich ihn die ganze Nacht((Wörtlich: „in den Nächten“. Es kann sich dabei um „die ganze Nacht“ oder um aufeinander folgende Nächte handeln. )), den meine Seele liebt: ich suchte ihn und fand ihn nicht.// \\ \\ Salomo geht und Sulamith muss alleine schlafen. Er übernachtet nicht bei ihr, die beiden fahren auch nicht gemeinsam in den Urlaub, das Bett teilen sie erst in der Hochzeitsnacht. Wenn Sulamith ihn //sucht//, dann in Gedanken. Sie hat ihn gerade weggeschickt, aber sie kann ihn nicht vergessen. Sie kann nicht einschlafen, ohne an ihn zu denken, und wenn sie an ihn denkt, kann sie nicht einschlafen. \\ Mit //Seele// wird im Alten Testament das Leben selbst bezeichnet, die Lebensfreude sowie der Sitz der Empfindungen und der Gemütszustände. Sulamith beschreibt ihre tief sitzende, brennende Liebe((In Hohelied 3,1-4 spricht Sulamith in jedem Vers von ihm als von dem, den „meine Seele liebt“. Sie hat ihn weggeschickt, aber nicht weil sie seiner überdrüssig wäre! )). Sie beschreibt das Verlangen, von dem der Apostel Paulus sagt, dass es „besser ist zu heiraten, als vor Verlangen zu brennen“ (1Korinther 7,9). \\ An dieser Stelle möchte ich ein Wort sagen zu Sprüche 24,27((„Besorge draußen deine Arbeit und bestelle sie dir auf dem Feld; danach magst du dann dein Haus bauen.“ )) . Aus diesem Vers wird gern das Prinzip abgeleitet, dass junge Menschen erst heiraten sollen („das Haus bauen“), wenn sie genügend eigenes Geld verdienen, um sich ernähren zu können („besorge draußen deine Arbeit“). So wünschenswert es sein mag, als Ehepaar von den Eltern unabhängig zu sein, so sehr muss man sich auch der Grenzen dieses Verses bewusst sein. Heute warten junge Leute kein halbes Jahr auf die Hochzeit, bis das Feld bearbeitet ist, sondern sie warten teilweise ein halbes Jahrzehnt aufeinander, brennen vor Verlangen und das in einer von Sex durchdrungenen Gesellschaft. Mir erscheint es nicht weise, jungen Menschen den Rat zu geben, länger als ein Jahr auf die Hochzeit zu verzichten. Es ist besser, eine bescheidene Studentenehe zu führen, als sich auf Jahre hinaus zu enthalten und unter der Scham zu leiden, weil man es nicht schafft. \\ Sulamith// sucht// und //sucht// ihn, wälzt sich hin und her und kann ihn nicht „finden“. Sie kann an ihn denken, aber ihm nicht so nah sein, wie sie es gern wäre, um beruhigt einzuschlafen. Sie möchte Zeit mit ihm verbringen, ihn anfassen, mit ihm reden, und vor Unruhe beschließt sie, in der Stadt nach ihm zu suchen. \\ Dieser ganze, ungewöhnliche Abschnitt (Hohelied 3,1-4) ist hier als bewusster Gegenpart zu Hohelied 2,17 eingefügt. Gerade weil sie so sehr „brennt“, weil sie ihn nicht „finden“ kann, d.h. ihm nicht so nahe sein kann, wie sie es gern wäre, deshalb erstrahlt ihr verantwortliches Handeln in Hohelied 2,17 in besonderem Licht. Wenn Sulamith Salomo wegschickt, dann nicht, weil sie seiner überdrüssig ist. [[bibel_at_nt:hohelied:kommentar:junge_liebe:hohelied_2_17|{{:btn_zurueck_v2.jpg?100 |}}]] [[bibel_at_nt:hohelied:kommentar:junge_liebe:hohelied_3_2|{{ :btn_weiter_v2.jpg?100|}}]] [[bibel_at_nt:hohelied:kommentar:junge_liebe|{{ :btn_uebersicht_v2.jpg?100 |}}]]