Thema 113: Worüber wir nicht streiten

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Jüngerschaftskurs 113 Worüber wir nicht streiten (Youtube)

Vielleicht bist du erstaunt, dass es diese Lektion gibt, aber es ist unsere Erfahrung, dass Kirchengeschichte (aber leider auch die Geschichte von vielen Gemeinden) ganz wesentlich von Streit geprägt ist.

Wir glauben an Streit. Ja, es gibt Themen, über die man streiten muss. 2Johannes 9 betont, dass „jeder, der weitergeht und nicht in der Lehre des Christus bleibt“ Gott nicht hat, d.h. kein Christ ist. Lehre ist wichtig und grundlegend (1Timotheus 4,16). Falsche Lehre macht kaputt, führt in die Irre und bringt Außenstehende dazu, die Gemeinde Gottes zu verachten. Man denke in diesem Zusammenhang nur an die Kreuzzüge, die Inquisition oder die „Deutschen Christen“ im Dritten Reich.

Aber obwohl Lehre grundlegend ist - wir schreiben diesen Kurs ja nicht zum Spaß! - so ist nicht jede Lehre gleich wichtig! „Die Lehre des Christus“ ist das Zentrum des Christentums, weil ich nicht an „meinen Jesus“ glauben muss, sondern an Jesus „wie er wirklich ist“. Wer eine falsche Vorstellung von Jesus hat, der verliert alles! Folgende Dinge gehören zu den unverhandelbaren Grundlagen des Glaubens an Jesus:

Jesu Blut reinigt von Sünde, er kam, um Sünde wegzunehmen und ist die Sühnung für unsere Sünden (1Johannes 1,7; 2,2; 3,5). Jesus ist der Christus (1Johannes 2,22). Er allein ist der im Alten Testament verheißene „Gesalbte“, in dem die Aufgaben des Königs, Priesters und Propheten zusammenfließen. Jesus ist Gottes Sohn und der wahrhaftige Gott (1Johannes 5,5.20). Allen Sekten und der liberalen Theologie zum Trotz ist die göttliche Natur Jesu nicht verhandelbare Grundlage des Christentums. Jesus ist mehr als ein weiser Mann. Jesus kam im Fleisch, d.h. er war ganz Mensch (1Johannes 4,2). Jesus ist das ewige Leben. Es ist in ihm und wer ihn hat, der hat ewiges Leben (1Johannes 5,11-13.20). Jesus ist der Gerechte, in dem keine Sünde ist (1Johannes 2,1; 3,5). Obwohl ganz Mensch ist Jesus ganz anders. Seine Sündlosigkeit ist die Grundlage für sein Opfer. Jesus ist der Beistand beim Vater (1Johannes 2,1). Errettung ist kein bisschen eigene Leistung. Sie geschieht jetzt, weil Jesus bei dem Vater für uns eintritt. Jesus hat sein Leben für uns aus Liebe gegeben (1Johannes 3,16). Jesus ist von Gott auferweckt worden aus den Toten (Römer 9,10).

Über diese Dinge werden wir streiten. Dafür werden wir kämpfen. Aber es gibt andere Themen, über die wir nicht streiten wollen. Paulus schreibt an Titus: „Törichte Streitfragen aber und Geschlechtsregister und Zänkereien und gesetzliche Streitigkeiten vermeide, denn sie sind unnütz und wertlos.“ (Titus 3,9).

Vielleicht wagen wir uns zu weit hinaus, aber wir raten dir, über folgende Dinge nicht zu streiten.

Kreationismus in sechs Tagen kontra Schöpfung durch Evolution: Die Bibel bezeugt, dass Gott der Schöpfer ist (unverhandelbar). Aber gläubige Christen sind sich nicht einig, wie Gott geschaffen hat, ob die sechs Tage wörtlich oder bildhaft zu verstehen sind usw. Das Thema ist komplex, groß und intellektuell nicht einfach.

Scheidung und Wiederheirat: Gott hasst Scheidung (unverhandelbar), aber gleichzeitig sehen wir in der Bibel, dass Gott Scheidung toleriert (Scheidebrief). Wie soll man diese Spannung auflösen? Es gibt verschiedene Ansätze. Vielleicht braucht es in einer Gemeinde dazu eine einheitliche Regelung, aber streiten müssen wir darüber nicht!

Zungenrede: Gott gibt Geistesgaben (unverhandelbar). Gibt Gott heute noch alle Gaben des Geistes oder sind einige „ausgestorben“? Diese Frage wird insbesondere für das Zungenreden unterschiedlich entschieden. Tipp: 1Korinther 14 betont, dass Zungenrede ohne Auslegung im Gottesdienst nichts verloren hat. Warum können wir im Privaten nicht unseren Glauben leben - mit oder ohne Zungenrede - und in der Gemeinde darauf achten, dass Außenstehende nicht abgeschreckt werden. Dieses Prinzip gilt übrigens nicht nur für Zungenrede (1Korinther 14,23), sondern auch für Liedgut, Rituale, Predigtsprache usw.

Anbetungsstile: Gott will in Geist und Wahrheit angebetet werden (unverhandelbar). Aber die Bibel gibt uns keinen Anbetungsstil vor. Ob in der Gruppe im Tempel oder im Kämmerchen allein, ob auf dem Boden liegend oder stehend die Hände zum Himmel erhoben - alles ist möglich! Wir streiten nicht über die Art von Gebeten (außer sie sind zu lang oder zu leise), solange wir „Amen“ sagen können. Wir streiten nicht über Musikstile, sondern gehen einen gemeinsamen Weg in der Gemeinde. Wir lassen die „Steher“ nach hinten und die „Sitzer“ nach vorne.

Endzeitmodelle: Das Jüngste Gericht wird kommen, genauso wie der Herr Jesus. Über die Reihenfolge von Endzeit-Ereignissen streiten wir nicht. Wir warten einfach ab. Es macht sicherlich Sinn, sich in einer Gemeinde auf ein Modell zu verständigen, damit halbwegs einheitlich gepredigt werden kann, aber streiten müssen wir darüber nicht.

Bibelübersetzungen: Nein, wir streiten nicht über den Wert des Textus Receptus im Vergleich zum Nestle-Aland. Liebe Älteste: Haut denen, die mit solchen Themen kommen bitte die Beine weg und schließt sie aus (Titus 3,10).

Wenn du jung im Glauben bist, dann lies jeden Tag 1Korinther 13,1-7 und arbeite hart daran, ein lieber Mensch zu werden. Verweigere deine Zeit unsinnigen Diskussionen über drittklassige Themen, die letztlich niemanden weiter bringen.


DER NEUE BEGRIFF: Textus Receptus

Mit „Textus Receptus“ wird eine Textform des griechischen Neuen Testaments bezeichnet, die ausgehend von Erasmus von Rotterdam die Druckausgaben der Bibel des 16. und 17. Jahrhunderts beherrschte. Bis heute gibt es christliche Gruppen, die diesen Text für „göttlich inspiriert“ halten. Die „Schlachter 2000“-Bibel hat den TR als Grundlage für ihre Übersetzung.


DIE PRAKTISCHE AUFGABE

Lies 1Korinther 13,1-7 durch und denke darüber nach, worauf es im geistlichen Leben wirklich ankommt. Triff jetzt die Entscheidung, dass du ein Leben lang Liebe lernen und praktizieren möchtest und kein Interesse an unnützen Streitfragen haben willst.


GEBETSVORSCHLAG

Bete dafür, dass du die Weisheit entwickelst, zwischen wichtigen und unwichtigen Fragen im Leben und im Blick auf die Bibel zu unterscheiden.