Einführung in den Kurs

Im Zentrum einer christlichen Erziehung stehen zwei Dinge: Die Belehrung und das Vorbild der Eltern!
Belehrung ist mehr als Wissensvermittlung, sie soll Kinder dazu befähigen, das Gelernte anzuwenden und an andere weiter zu geben (vgl. Sprüche 22,17-21). Gerade heutzutage, wo wir von Termin zu Termin hetzen und wenig Zeit haben, ist es wichtig, eine Kultur des Redens über die Bibel in der Familie zu entwickeln. Belehrung sollte nie nur auf bestimmte Zeiten (Andachten, Gute-Nacht-Geschichten…) beschränkt sein, sondern permanent stattfinden. Sie ist auch nicht die Aufgabe des Kindergottesdienstes! Gott hat den Eltern den Erziehungsauftrag übertragen, nicht der Gemeinde!
Als wir mit Anfang 20 bewusst zu Gott umkehrten1), stellten wir uns die Frage: „WAS sollen wir unseren Kindern bloß beibringen?“

Bis zur Einschulung lasen wir viel aus der Kinderbibel vor, sangen lustige Kinderlieder und beteten abends vor dem Schlafengehen. Aber unsere Kinder haben das Recht auf eine viel umfassendere Belehrung (vgl. 5Mose 6 und Epheser 6,4), und wir stellten mit Erstaunen fest, dass das Buch der Sprüche ein Erziehungsbuch ist. Bis heute begeistert uns die Zusage aus Sprüche 22,19: Damit dein Vertrauen auf dem HERRN steht, belehre ich dich heute, gerade dich. Gottvertrauen ist eine Folge guter ethischer Belehrung!

Wir fingen an, mit unseren Kindern Bibelverse auswendig zu lernen, mit ihnen über biblische Themen zu reden und viel für sie zu beten. Natürlich haben wir auch nicht alles richtig gemacht: Uns fehlte oft die Gelassenheit, Weisheit und Weitsicht, und wir mussten unsere Kinder oft um Vergebung bitten.

Als unsere Kinder Teenies wurden, hielten wir ein paar Vorträge über Erziehung und stellten schnell fest, dass Eltern sehr bereit sind, ihre Kinder zu belehren, es aber kaum schriftliches Material gibt, das ihnen dabei hilft 2). Hinzu kam, dass die Bibel vor allem den Vätern die Verantwortung für die Erziehung überträgt (Epheser 6,4), diese aber sehr wenig Zeit für eine intensive Vorbereitung haben. Also stand die Frage im Raum: Wie können wir überlasteten Vätern (und Müttern; vgl. Sprüche 1,8!) helfen, ethische Themen für die Erziehung ihrer Kinder vorzubereiten? Und daraus entstand dieser Kurs.

Wie dieser Kurs funktioniert

Erziehung braucht Kontinuität und Regelmäßigkeit, und es ist nie zu spät, um mit gezielter Belehrung zu beginnen. Wichtig ist nur, dass man (1) damit anfängt, sich (2) von Fehlschlägen nicht entmutigen lässt und (3) bereit ist, die Dinge, die man seinen Kindern beibringen will, selbst zu durchdenken (Belehrung) und selbst richtig zu machen (Vorbild).

  • Studiere die biblischen Kernaussagen zu jedem Thema. Nutze einen Eheabend 3) oder eine Kindererziehungsbesprechung 4) mit deinem Ehepartner. Falls Du alleinerziehend bist, such bei jemandem rat, dem du vertraust und der im Bereich der Kindererziehung Erfahrung hat. Im Teeniealter ist es hilfreich, bei einem Jungen einen Mann hinzuzuziehen und bei einem Mädchen eine Frau.
  • Plane regelmäßig Zeit ein, um mit deinen Kindern das aktuelle biblische Thema zu besprechen, damit sie sehen, dass dir Glaubensinhalte wichtig sind – man redet über das, was einen gepackt hat (Matthäus 12,34b)!5)
  • Lerne mit den Kindern die Lernbibelverse zu den Themen auswendig, indem du den Bibelvers, das Thema und die Bibelstelle auf ein Bibelverskärtchen schreibst. Hilf deinen Kindern, schon gelernte Bibelverse zu wiederholen, indem du sie z.B. groß irgendwo aufhängst. Hilf kleineren Kindern beim Wiederholen/ Lernen, indem du ihnen den Anfang des Verses vorgibst. Es gibt nichts Besseres, als das Lernen von Bibelversen zu einem Stück Familienkultur zu machen! Bibelverse verankern für den Rest seines Lebens biblische Kerngedanken im Herzen deines Kindes (und in deinem Herzen6)).
  • Wo es möglich ist, plane besondere Abende und Aktionen, die zu dem aktuellen Thema passen (z. B. bei gute Werke etwas Gutes tun oder bei Gastfreundschaft jemanden einladen…).
  • Nutze die Selbstreflexionsfragen! Entweder wir leben unseren Kindern das Gelernte vor oder unser Leben wird unsere Belehrung durchstreichen. Es geht nicht darum, perfekt zu sein, aber nutze die Erziehung deiner Kinder als Chance für die Veränderung deines eigenen Lebens (2Korinther 3,18). Dieser Prozess wird sich durch unser ganzes Leben ziehen, aber in uns herrscht Gottes Gnade (Römer 5,21) und gibt uns den Raum zur Ehrlichkeit. Wer keine Fehler zugibt, ist ein Pharisäer und muss sich die Frage stellen lassen, welches Gottesbild ihn treibt7) und ob sein Glaube echt ist8).
  • Verwende die schon gelernten Bibelverse im Umgang mit deinem Kind. Zeige deinem Kind, dass die Bibel „funktioniert“, d. h. dass sie für den Alltag gemacht ist und nicht nur für den Sonntag.
  • Verwende die Tipps für die Erziehung, lest Erziehungsbücher und ruft vielleicht einen Erziehungsstammtisch in eurer Gemeinde ins Leben, um euch mit anderen Eltern auszutauschen. Gute Eltern sind Ideensammler, wenn es um Erziehungstipps geht.
  • Sei nicht überrascht, wenn dein Kind dich korrigiert. In einer christlichen Familie gibt es nur ein Gesetz, das Gesetz Gottes. Und dieses Gesetz gilt für alle gleichermaßen. Gib deinen Fehler zu, und sei ein Vorbild in Demut, Ehrlichkeit und Sündenbekenntnis. Du kannst dich nicht vor deinen Kindern verstellen. Wenn du ein Heuchler bist, werden sie es merken. Du taugst nur als Vorbild, wenn du ehrlich bist9).
  • Bete jeden Tag für deine Kinder, und sorge dich mehr um ihre geistliche Entwicklung, als um irgendeinen anderen Bereich ihres Lebens. Gib deinem Kind, was es wirklich braucht: Weisheit für ein Leben in einer moralisch und geistlich verlorenen Welt. Eine Liste mit Fürbitte-Anliegen findest Du in der Rubrik Fürbittanliegen
  • Plane dein Leben so, dass du genug Zeit für die Kindererziehung hast. Sei ehrlich und – wenn möglich – reduziere Arbeitszeit10), um sie mit deinem Ehepartner und deinen Kindern zu verbringen. Sei selbstkritisch im Blick auf deinen Lebensstandard. Viel wichtiger als materielle Zuwendung ist für Kinder deine Aufmerksamkeit und Erziehung11).

Wie setze ich das alles um? Ein hypothetisches Beispiel

Auf dem Weg zur Arbeit12) arbeitest du die biblischen Aussagen des neuen Themas durch und überlegst dir, ob dir weitere Bibelstellen dazu einfallen, schreibst dir Fragen, verrückte Ideen und spontane Einfälle auf. In der Mittagspause redest du mit deinem nichtchristlichen Arbeitskollegen und sammelst von ihm Anregungen für Filme. Am Abend rufst du den besten Bibellehrer der Gemeinde an und stellst ihm deine Fragen. Parallel dazu fängst du an, den Bibelvers auswendig zu lernen13) und nutzt die nächsten Tage, um über das Thema nachzudenken, neue Gedanken zu sammeln und im Internet weiteren Input zu finden.

Ihr plant an einem Abend in der Woche eine Kindererziehungsbesprechung und überlegt, wie man einen Familienabend zu dem Thema gestalten könnte: z. B. Hamburger essen, spielen, gemeinsam einen Film schauen oder passende Schulsituationen mit den Kindern besprechen . Wenn ihr nicht sonderlich kreativ seid, und sich Eure Abende alle etwas ähneln, ist das nicht schlimm: lieber weniger kreative Abende, die Spaß machen, als gar keine Abende.

Vor dem gemeinsamen Abendessen nehmt ihr euch zehn Minuten Zeit, um mit der Familie Bibelverse zu lernen und die alten Verse zu wiederholen.

Sicher ist dir inzwischen aufgefallen, dass sich Dinge in deinem Leben ändern müssen. Bete für diese Veränderungen und 14) lass dir helfen (z. B. von deinem Ehepartner oder einer verbindliche Zweierschaft 15)). Nutze die Chance, die sich durch das Erziehen deiner Kinder bietet. Vielleicht bist du nie wieder in deinem Leben so motiviert, heilig zu werden, wie jetzt!

Was der Kurs nicht leistet

Der Kurs ist kein Ersatz für ein authentisches christliches Leben der Eltern. Es kann Kindern nicht die Liebe zum Gebet oder zur Gemeinde beibringen, außerdem fehlen Themen wie Taufe, Buße, Abendmahl, Dreieinigkeit, die Gottheit Jesu, Aufbau der Bibel.
Wir denken, dass Kindererziehung in drei Schritten verläuft: Wir erziehen die ganz kleinen Kinder zum Gehorsam. Die Schulkinder erziehen wir – und hier kann der Kurs helfen – zur Weisheit. Und dann hoffen wir darauf, dass Gottes Wort unsere Kinder dahin bringt, dass sie ihr Leben Gott anvertrauen.

Ein letzter Hinweis

Dies ist eine Sammlung von ethischen Themen, die uns wichtig geworden sind, aber es gibt noch mehr. Als Eltern habt ihr die Freiheit, neue Themen zu diesem Kurs dazu zunehmen oder mehrere Themen zu einem zusammenzufassen. Wir haben einige Themen bewusst auseinandergerissen und sie positiv UND negativ beleuchtet, um Kindern beide Seiten der Medaille aufzuzeigen (z.B. Geduld – Ungeduld, gute Manieren – schlechte Manieren). Ihr seid, was Erziehung angeht, „Chef im Ring“. Lasst euch dieses Vorrecht von niemandem, nicht von der Schule, nicht von der Gemeinde und erst Recht nicht von einem schnöden Kurs streitig machen!
Wir wünschen euch Gottes Segen und freuen uns mit euren Kindern, dass sie Eltern haben, die biblische Erziehung ernst nehmen.

1)
Wer das Konzept biblischer Umkehr zu Gott – auch Buße genannt – nicht kennt, der sei auf die Vortragsreihe „Umkehr“ von Jürgen hingewiesen: www.spandau.kassettothek.de/reihe/136
2)
Im Englischen fiel uns vor Jahren das Buch For Instruction in Righteousness: A Topical Reference Guide for Biblical Child-Training von Pam Foster in die Hände, das wertvolle Anregungen für die Entstehung des Kurses gab.
3)
Dies ist ein Kurs zur Kindererziehung und trotzdem sei hier eine Anmerkung erlaubt: Zu einem funktionierenden Umfeld für eine gute Kindererziehung gehört natürlich ein intaktes Eheleben, das von Gebet, tiefer Kommunikation, echter Liebe und einer ordentlichen Portion Leidenschaft getragen wird. Wir raten deshalb allen Ehepaaren zu wöchentlichen (romantischen) Eheabenden und einem regelmäßigen Eheurlaub. Gerade für Teenager ist es wichtig, dass sie ihre Eltern als „verliebtes Pärchen“ kennenlernen. Sie sehnen sich nach solchen Vorbildern.
4)
Für uns war es ausreichend, uns alle drei Monate einen Abend Zeit zu nehmen, um über die Entwicklung unserer Kinder zu reden. Wir haben den Abend dazu benutzt, unsere Erziehungsziele mit dem aktuellen Stand abzugleichen und konkrete Veränderungen in der Erziehung vorzunehmen. Wir raten allen Eltern dringend, Erziehungsziele aufzuschreiben. Wo wollt ihr mit euren Kindern hin? Was ist euch wichtig? Schreibt das konkret auf, damit ihr gemeinsam(!) auf eure Ziele hinarbeiten könnt und nicht erleben müsst, wie die Dringlichkeiten des Alltags eure wichtigsten Erziehungsziele erdrücken. Vergesst nicht, dass der Kampf um die Seelen eurer Kinder ein geistlicher Kampf ist (Epheser 6,10ff), den man auch dann verlieren kann, wenn die Kinder das Abitur schaffen, ein Musikinstrument erlernen, sportlich erfolgreich sind oder wissen, wer „Faust“ geschrieben hat. Wir kennen zu viele Eltern, die ihren Kindern jede Art von schulischer, musischer oder sportlicher Unterstützung gewährt haben, aber ihren Kindern kein im Wort Gottes verwurzeltes Gewissen und schon gar nicht biblische Überzeugungen mitgegeben haben. Wo das passiert, erdrückt das scheinbar Dringliche das Wichtige. Da werden die Werte einer gefallenen Welt zu den Werten unsrer Kindererziehung, da vermitteln wir unseren Kindern durch unser Tun: Wichtig ist Ansehen, Karriere und Bildung – alles andere, die Bibel eingeschlossen, ist nicht so wichtig. Betet, dass euch das nicht passiert!
5)
Wenn du keine Lust hast, mit deinen Kindern über die Bibel zu reden, dann hinterfrage deine eigene Haltung zur Bibel. Es kann sein, dass du einfach nicht von dem begeistert bist, was Gott dir zu sagen hat. Wenn das so ist, dann suche dir einen guten Seelsorger und besprich mit ihm deine Lustlosigkeit.
6)
Die meisten Eltern werden von den Lektionen des Kurses mindestens so viel profitieren wie ihre Kinder. Also lernt die Verse auch für euch!
7)
In den Augen der Pharisäer ist Gott ein strafender, prüfender Gott, aber niemals ein Vater im Himmel, der den Sünder liebt, ihm um seines Glaubens willen vergibt und bedingungslos zu ihm steht, weil seine schlimmste Sünde ihn nicht wirklich überrascht.
8)
Vielleicht klingt dieser Satz in deinen Ohren zu hart, aber mir scheint, dass ein Mensch, der seine Sünde versteckt, ein riesiges Verständnisproblem mit dem Kern des Christseins besitzt. Im Zentrum allen wahren Christseins steht der Satz: „O Gott, sei mir, dem Sünder(!), gnädig!“ (Lukas 18,13). Nur das ist Umkehr zu Gott! Solange ich meine Sünde verstecke, statt bekenne, und sie heimlich tue, statt sie zu hassen und zu lassen, so lange werde ich vor Gott keinen Erfolg haben (lies Sprüche 28,13!). Es gibt eine Sache, der Gott nicht widerstehen kann; und das ist ein „zerbrochenes und zerschlagenes Herz“ (Psalm 51,19). Wer vor Gott zerbricht, den richtet er auf. Und wer zerbrochen ist, der muss nicht mehr gut dastehen und Sünde verstecken – der freut sich vielmehr darüber, endlich ehrlich sein zu dürfen und endlich anders werden zu dürfen.
9)
Wenn Eltern Fehler machen, müssen sie um Vergebung bitten! Geh bei einer konkreten Sünde zu deinem Kind und sage: „Du …, ich habe … gemacht und das war falsch und eine Sünde, weil Gottes Wort … sagt. Bitte vergib mir meine Sünde, sie tut mir leid und ich möchte es nicht mehr tun.“ So ein Satz klingt im ersten Moment demütigend, aber es ist das, was Gott von uns und wir in der Erziehung von unseren Kindern erwarten. Bei konkreter Sünde reicht kein flüchtig dahin gesprochenes „’tschuldigung“ – weder bei den Kindern noch bei den Erwachsenen.
10)
oder Zeit im Haushalt, mit Hobbys…
11)
Achte darauf, dass du jede Woche mindestens eine Stunde mit jedem Kind allein hast, um ganz für dieses Kind da zu sein. Wenn die Kinder älter werden, hat sich bei uns die Einführung von „Papa-Tagen“ bewährt, das sind halbe oder ganze Tage, an denen der Papa (aber natürlich ist auch nichts gegen Mama-Tage zu sagen) mit seinen Kindern „ausgeht“ (meist Essen und ins Kino). Solche Tage vertiefen die Kommunikation, schaffen gemeinsame, schöne Erlebnisse und arbeiten aktiv einer schleichenden Entfremdung entgegen. An Papa-Tagen dürfen die Kinder den Papa kritisieren, Ängste äußern, ungewöhnliche Fragen stellen und sich daran freuen, dass Papa „cool“ ist.
12)
Hausfrauen, seid kreativ oder nehmt euch bewusst Zeit, um die Lektionen vorzubereiten.
13)
Bei Jürgen hat sich in der Zeit als Angestellter bei den Berliner Verkehrsbetrieben bewährt, die Bibelverse morgens nach dem Aufstehen parallel zum Kochen des Tees zu lernen und zu wiederholen. Die zwei Minuten bis das Wasser kocht und die drei Minuten bis der Tee gezogen ist, reichen aus, um zwei Bibelverse pro Woche zu lernen – und das bei jemandem, dem auswendig lernen schwer fällt(!).
14)
Vielleicht musst du dich entschuldigen oder etwas zurückgeben oder etwas wegschmeißen oder dich nach einem neuen Job umschauen oder dir Hilfe bei einem Seelsorger suchen…
15)
Buchtipp: Klein und stark von Neil Cole.