Apostelgeschichte 13,48: Können nur die Menschen glauben, die Gott zum ewigen Leben „verordnet“ (= bestimmt) hat?

Das ist vielleicht die Stelle im NT, bei der ich eine erklärende Fußnote am meisten vermisse. Wer das Verb „verordnet waren“ in Apostelgeschichte 13,48 als ein göttliches Passiv (passivum divinum; Gott ist der Handelnde) versteht, muss hier im Sinne der reformierten Theologie zu dem Schluss kommen, dass nur Menschen zum Glauben finden, die vorher von Gott zum ewigen Leben bestimmt worden sind: Gott lenkt im Großen und Kleinen das Leben eines Menschen und (vorher-)bestimmt dessen Ausgang. Mir wäre es nur lieb, wenn eine Fußnote darauf hinweisen würde, dass das Verb auch anders übersetzt werden kann , nämlich: und es glaubten, so viel sich zum ewigen Leben zählten (o. rechneten). Schaut man sich den Zusammenhang an, ist diese Übersetzung m.E. sogar die wahrscheinlichere. In V. 40.41 warnt Paulus seine Zuhörer davor, dass nicht eintreffen soll, was in den Propheten geschrieben ist, nämlich, dass sie trotz der Werke nicht glauben werden. Diese Aufforderung enthält keinen Hinweis auf eine Vorherbestimmung der Gläubigen. Alle werden aufgerufen, nicht ein Teil des von Gott vorhergesehenen Unglaubens zu werden. Nachdem die Juden aus lauter Eifersucht anfangen, Paulus zu widersprechen, wirft er ihnen vor, dass sie sich nicht würdig des ewigen Lebens erachten (d.h. sie meinen, es nicht nötig zu haben) und wendet sich mit seinen Predigten den Heiden zu, weil der Messias nicht nur für die Juden, sondern für alle Menschen Rettung anbietet (Apostelgeschichte 13,46.47). Als das die Heiden hören, freuen sich und viele glauben. Aber warum? Weil Gott sie dazu bestimmt hat? Nein, sondern weil sie selbst das Evangelium annehmen und sich zu denen zählen, für die der jüdische Messias die Verheißung des ewigen Lebens angeboten hat. Das ist keine Selbstverständlichkeit! Im Selbstverständnis der Juden ist der Zugang zum Messias nur für Juden möglich! Es braucht ein bisschen Mut und Verstehen, um sich zur Gruppe der Auserwählten zu zählen und das Evangelium anzunehmen, wenn innerhalb der Juden über die Frage der Erwählung so viel Uneinigkeit besteht wie hier zwischen den Aposteln und den Synagogenbesuchern.

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