Zuerst einmal könnte man denken, Petrus sei so erstaunt, weil die Rettung durch einen Engel keine gewöhnliche Sache war. Stimmt! Aber die Formulierung, die Lukas hier verwendet hat eine auffallende Ähnlichkeit zu Apostelgeschichte 10,34. Dort ging es darum, dass Petrus das Heilshandeln Gottes an den Heiden verstanden hatte. In diesem Text geht es darum, dass Petrus versteht, dass sich auf nationaler Ebene noch etwas verändert hatte. Nicht nur waren die Heiden neben den Juden gleichwertig durch Glauben zu Teilhabern des Neuen Bundes berufen, auch das Mandat des jüdischen Königs über die Religion war aufgehoben. Im Alten Testament war der König der Bewahrer des wahren Glaubens. Er hatte dafür zu sorgen, dass der Götzendienst nicht im Land einzog. Er hatte durch sein Glaubensvorbild dem Volk eine Orientierung zu geben. Nun fällt Petrus in die Hände des Königs und es stellt sich natürlich die Frage, hat dieser das Recht (womöglich die Pflicht), die neue Richtung des jüdischen Glaubens zu zerstören? Für uns heute ist die Frage irrelevant. Für Juden des ersten Jahrhunderts ist die Frage von allergrößter Bedeutung. Agiert Herodes Agrippa I. im Auftrag Gottes, wenn er Christen töten lässt (z.B. den Apostel Jakobus)? Apostelgeschichte 12 gibt eine doppelte Antwort: (1) Gott stellt sich durch die Befreiung des Petrus auf die Seite des neuen Glaubens und (2) der Tod des Königs macht das Missfallen Gottes unmissverständlich deutlich. Das Evangelium ist keine jüdische, noch viel weniger eine den jüdischen Staat mit seinen Repräsentanten betreffende Angelegenheit.
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