2Samuel 24,1: Wie kann es sein, dass Gott David zur Sünde reizt?

Dieser Vers ist auf den ersten Blick wirklich schwer zu verstehen! Vor allem auch deshalb, weil es in Jakobus 1,13 heißt: „Niemand sage, wenn er versucht wird: Ich werde von Gott versucht. Denn Gott kann nicht versucht werden vom Bösen, er selbst aber versucht niemand.“ Wenn Gott niemanden versucht, warum reizt er David dann zur Sünde der Volkszählung. Die Antwort findet sich einen Vers später in Jakobus: „Ein jeder aber wird versucht, wenn er von seiner eigenen Lust fortgezogen und gelockt wird. Danach, wenn die Lust emfpangen hat, gebiert sie Sünde; die Sünde aber, wenn sie vollendet ist, gebiert den Tod.“ Der Urspung von Versuchung liegt in uns selbst. Das gilt auch für das Volk Israel (inkl. David). Deshalb ist Gott zornig auf Israel (2Samuel 24,1). Er sieht, was in ihren Herzen ist! Und Gott schafft eine Situation, die gleichzeitig Gericht und Aufruf zur Buße ist. Interessant die Parallelstelle in 1Chronik 21,1. Dort heißt es: „Und Satan stellte sich gegen Israel und reizte David, Israel zu zählen.“ Die Zeitformen in 2Samuel und 1Chronik unterstreichen, dass der Satan der Handelnde und Gott der Bewirkende/Zulassende ist. Vielleicht verstehen wir jetzt auch besser, was mit „und führe uns nicht in Versuchung, sondern errette uns von dem Bösen“ (Vaterunser, Matthäus 6,13) gemeint ist. Auch dieses Gebet klingt ja danach als wäre Gott ein versuchender Gott, den es gilt, gnädig zu stimmen. Weit gefehlt! Im Vaterunser bitten wir darum, dass Gott uns „den Bösen“, d.h. den Teufel (und seine Machenschaften), vom Leib hält und uns vor Versuchungssituationen als Folge unseres lustvollen Herzens bewahrt. Wer schon einmal erlebt hat, wie eine bestimmte Sünde, sein Leben geprägt hat, aber Gott mitten in der Sünde eingegriffen hat um Schlimmeres und Schlimmstes zu verhindern, der weiß, dass dieses Gebet wirklich wichtig ist. Andererseits dürfen wir auch nicht vergessen, dass es im Vaterunser vorher heißt: „und vergib uns unsere Schuld!“. Ohne Sündenbekenntnis gibt es keine Bewahrung vor der Versuchung. Diese Lektion musste David (und Israel) lernen. Ohne Sündenbekenntnis darf der Teufel schalten und walten (fast) wie er will.

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